EU untersucht massive Korruption im Kosovo

08.05.2010 16:35

Pristina (dpa) - Die EU-Rechtsstaatkommission im Kosovo (EULEX)
untersucht massive Korruptionsfälle in der Regierung des jungen
Staates. Bei einer groß angelegten Razzia im Verkehrsministerium Ende
April gehe es um Summen von 80 Millionen Euro, berichtete die Zeitung
«Koha Ditore» am Samstag in Pristina unter Berufung auf EULEX-
Quellen. EULEX-Staatsanwalt Johan van Vreeswijk hatte zuvor
mitgeteilt, Verkehrsminister Fatmir Limaj drohe eine hohe Haftstrafe
wegen Geldwäsche, organisierter Kriminalität und Bestechung.

Der 38-jährige Limaj, ein früherer Kämpfer der albanischen
Untergrundarmee UCK, wies die Vorwürfe zurück. Er soll unter anderem
Aufträge beim Autobahnbau manipuliert haben. Nach Darstellung von
«Koha Ditore» habe der Minister von der bevorstehenden
Hausdurchsuchung in seinem Ressort Wind bekommen und wichtige Dateien
auf den Computern löschen lassen.

Nach Darstellung lokaler Medien vom Samstag muss Regierungschef
Hashim Thaci jetzt über die Zukunft von Limaj entscheiden. Das sei
für ihn eine heikle Aufgabe, weil Limaj nicht nur ein wichtiger
Minister in der Thaci-Regierung ist, sondern auch eine
Schlüsselposition in dessen PDK-Partei bekleide. Thaci hatte sich
zunächst vor Limaj gestellt und die EULEX-Razzia kritisiert. Die
Kosovo-Regierung wird immer wieder von Korruptionsfällen erschüttert.
Die EULEX-Mission soll helfen, in dem seit zwei Jahren unabhängigen
Staat ein Rechtssystem nach westlichen Maßstäben aufzubauen.