Religiöse Führer bekennen sich zu Toleranz und Religionsfreiheit

30.05.2011 14:44

Brüssel (dpa) - Hohe Repräsentanten der großen Religionen in
Europa und Spitzenvertreter der Europäischen Union haben sich zu
wechselseitiger Toleranz und zur Freiheit religiöser Minderheiten
bekannt. «Angesichts der Veränderungen, die wir erleben, ist die
Religionsfreiheit wichtiger denn je», sagte EU-Kommissionspräsident
José Manuel Barroso am Montag in Brüssel nach dem Treffen mit 20
religiösen Führern unter Bezug auf die demokratische Revolution in
Nordafrika.

Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx,
sagte, die christlichen Minderheiten in der arabischen Welt seien
besorgt: «Wie wird es weitergehen?», formulierte er. «Geht es
wirklich in eine demokratische Welt hinein oder gibt es andere
Entwicklungen, die dann die religiösen Minderheiten bedrohen?»

Der islamische Mufti von Bosnien, Mustafa Ceric, erinnerte an den
Massenmord an bosnischen Muslimen und an Zeiten friedlichen
Zusammenlebens auch mit Juden. Er mahnte, der Islam garantiere
Andersgläubigen ausdrücklich Leben, Religion, Freiheit, Eigentum und
Würde: «Ich hoffe, dass alle Muslime sich an diese Prinzipien
erinnern und diese den Minderheiten garantieren.

Europäer aller Religionen könnten in Nordafrika helfen: «Wir
sollten die muslimischen Gesellschaften dort zu einem positiven
Prozess ermutigen», sagte Ceric. «Wir hoffen sehr, dass unsere
muslimischen Freunde in Europa die Ereignisse in Nordafrika
beeinflussen können», sagte der Rabbi Pinchas Goldschmidt,
Vorsitzender der Konferenz europäischer Rabbiner.

Jüdische und muslimische Religionsführer veröffentlichten am Rande

des Treffens, an dem auch EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy und
EU-Parlamentspräsident Jerzy Buzek teilnahmen, eine gemeinsame
Erklärung. «Als Juden, Muslime und als Europäer sind wir zutiefst
besorgt über zunehmende Anzeichen von Islamfeindlichkeit und
Antisemitismus in Ländern in ganz Europa», heißt es darin. «Wir sin
d
beunruhigt über das Anwachsen rassistischer und fremdenfeindlicher
Bewegungen.» Angesichts dieser «wachsenden Bedrohung» hätten sie
beschlossen, zusammenzuarbeiten, um «Versuchen, unsere Gemeinschaften
entweder zu dämonisieren oder zu marginalisieren, entgegenzutreten».

Die arabische Revolution beweise, «dass es keinen Widerspruch
zwischen dem Islam und der Demokratie gibt», sagte Van Rompuy.
«Dieser Geist der Offenheit muss auch nach der Revolution
aufrechterhalten bleiben.» Für die deutschen Protestanten hatte auch
EKD-Ratsvorsitzender Nikolaus Schneider an dem Treffen teilgenommen.

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