Griechenland: die Wiege der europäischen Zivilisation
25.09.2012 02:32
Berlin (dpa) - Selbst wenn Griechenland den Euro aufgäbe, ganz
ohne die Griechen käme die Gemeinschaftswährung nicht aus. Denn im
¤-Zeichen steckt das griechische Epsilon, kombiniert mit einem
Doppelstrich als Symbol der Stabilität. Die Anleihe beim griechischen
Alphabet soll die zivilisatorische Bedeutung des antiken «Hellas» für
den Kontinent hervorheben: Griechenland gilt als Wiege der
europäischen Zivilisation.
Dort kam es in den Jahrhunderten vor der Integration ins Römische
Reich (146 v.Chr.) zu einer großen Entfaltung in Kunst, Philosophie
und Architektur. Jahrhundertelang haben europäische Denker sich an
diesem Erbe abgearbeitet. Ob in der Renaissance (14. bis 16.
Jahrhundert) oder der deutschen Klassik (um 1800) - die «alten
Griechen» von Aristoteles bis Sophokles waren Vorbild und
Bezugsgröße.
Die griechische Mythologie lieferte den Stoff für zahllose
Theaterstücke, Opern und Bücher. Figuren wie Ödipus und Prometheus
gehören nach wie vor zur Allgemeinbildung, Herakles kehrte als Held
eines Disney-Zeichentrickfilms zurück. Kunst und Architektur des
antiken Griechenlands setzen bis heute ästhetische Maßstäbe. So
greift beispielsweise das Brandenburger Tor die Propyläen der Athener
Akropolis auf. Schüler pauken im Mathematikunterricht immer noch den
Satz des Pythagoras.
Auch die Demokratie entstand in Griechenland. Vom sechsten bis
vierten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung entschieden Bürger in
Athen bei Volksversammlungen direkt über die Belange ihrer Stadt,
wobei Frauen, Sklaven und Ausländer nicht als Bürger galten. Ein
Beleg für die Wirkung der griechischen Antike sind auch die
Olympischen Spiele. Günter Grass bezeichnete Griechenland kürzlich in
seinem Gedicht «Europas Schande» als «das Land, dessen Geist Dich,
Europa, erdachte».