Hoffnung auf Besserung in Griechenland wächst Von Takis Tsafos, dpa
20.12.2013 11:00
Hoffnungsschimmer für Griechenland: Die Krise scheint ihren Höhepunkt
überschritten zu haben. Im kommenden Jahr soll die Wirtschaft
erstmals wieder wachsen. Es kann nur besser werden, hoffen die
Menschen.
Athen (dpa) - «Die schlechte Nachricht ist: Die Lage ist schlimm.
Die gute Nachricht ist: Die Lage wird nicht schlimmer», sagt
Neoptolemos Nikolaou. Der 59-Jährige betreibt im Zentrum Athens eine
kleine Pizzeria. In der Gegend haben viele Rechtsanwälte ihre
Kanzleien, Touristen kommen vorbei, Geschäftsleute machen Halt und
essen mittags ein Stück Pizza. Auf der Straße stehen Tische und
Stühle kleiner Cafés. «Kaffee und Pizza und schnelles Essen ist das
Einzige, was sich noch lohnt», sagt Nikolaou. Seit ein paar Monaten
sei der Umsatz stabil. Der Kleinunternehmer stellte sogar eine
Studentin ein.
Nach Angaben des Verbandes der Händler Athens ist der Umsatz im
Durchschnitt in den vergangenen vier Jahren um fast 60 Prozent
zurückgegangen. Inzwischen gebe es aber erste Anzeichen einer
Besserung. Die Regierung schätzt, dass die Wirtschaft 2014 erstmals
seit vielen Jahren wieder wachsen wird - wenn auch nur um 0,6
Prozent. Das Euro-Krisenland steckt seit 2008 in einer tiefen
Rezession.
In vielen Gegenden Athens ist das Bild düster. Entlang der
traditionellen Einkaufsstraße Solonos ist nur etwa jedes siebte
Geschäft geöffnet. Nachts wirkt die einst belebte Straße gespenstisch
leer. «Ich gehe nicht mehr hin. Ich kann es nicht mehr sehen», sagt
die 62-jährige Christina Syrbopoulou. Sie besitzt an der Solonos
Straße vier Ladenlokale, alle stehen leer. «Es gibt keine Händler
mehr, die riskieren wollen, in einer "toten Straße" wieder
aufzumachen», sagt sie.
Wenige Hundert Meter entfernt in der zentralen Einkaufsstraße
Ermou: Dort sind alle Läden geöffnet. Doch es ist ein trügerisches
Bild. «Der eine Laden schließt. Ein neuer macht auf, um wieder wenige
Monate danach zu schließen», sagt Mairy Sarrikosta. Sie besitzt ein
kleines Schuhgeschäft in der Ermou Straße.
Einige Händler zahlen mittlerweile keine regelmäßige Miete mehr.
Sie haben mit den Vermietern vereinbart, dass sie nur dann zahlen,
wenn sie auch Geld verdient haben. «Wir haben auch Fälle, wo
Vermieter zufrieden sind, wenn der Händler nur die Immobiliensteuern
entrichtet, die der Besitzer des Ladens zahlen muss», sagt Makler
Dimitris Vogiatzis.
Ob das für 2014 erhoffte Miniwachstum tatsächlich Wirten und
Händlern hilft, ist nicht abzusehen. Zwar sank die Arbeitslosenquote
im dritten Quartal minimal auf 27,0 Prozent und für das kommende Jahr
rechnet die Regierung insgesamt mit einem leichten Rückgang.
Allerdings fordert die Geldgeber-Troika aus EU, Europäischer
Zentralbank und Internationalem Währungsfonds, dass 15 000
Staatsbedienstete bis Ende 2014 gehen sollen. «Entweder geht es
aufwärts oder wir haben eine soziale Explosion», meint der
Kleinunternehmer Nikolaou. «Und jetzt muss ich Schluss machen.
Kundschaft wartet. Ich brauche jeden Euro».