Fischereistreit: Verwirrung über festgesetzten britischen Kutter

02.11.2021 15:11

London/Le Havre (dpa) - Ein von französischen Behörden festgesetzter
britischer Fischkutter ist am Dienstag trotz anderslautender Berichte
noch nicht freigegeben worden. Das Schiff werde weiterhin im Hafen
der französischen Stadt Le Havre festgehalten, sagte ein Sprecher des
britischen Premierministers Boris Johnson am Dienstag in London.
Zuvor hatte Großbritanniens Umweltminister George Eustice gesagt, er
gehe davon aus, dass der Kutter inzwischen wieder freigegeben worden
sei.

London und Paris streiten seit Wochen über Fischerei-Lizenzen im
Ärmelkanal. Ein für Dienstag gesetztes Ultimatum für Strafmaßnahmen

hatte Paris am Montagabend jedoch ausgesetzt. Es habe Signale von der
britischen Regierung gegeben, dass die Verhandlungen beschleunigt
werden könnten, so der französische Europa-Staatssekretär Clément
Beaune am Montagabend. Am Donnerstag will er sich mit dem britischen
Brexit-Minister David Frost zu Gesprächen in Paris treffen. Eine
Eskalation in dem Streit wurde damit vorerst abgewendet.

Die Festsetzung des Kutters war zunächst als Teil einer härteren
Gangart von französischer Seite interpretiert worden. Die BBC
berichtete jedoch unter Berufung auf britische Regierungskreise, der
Vorgang werde als Routinemaßnahme betrachtet, die nicht im
Zusammenhang mit dem Streit um die Fischereilizenzen stehe. Von
französischen Behörden gab es am Dienstag auf Anfrage der Deutschen
Presse-Agentur zunächst keinen Kommentar.

Paris wirft London vor, sich nicht an Brexit-Abmachungen zu halten
und zahlreichen französischen Fischern entgegen der Vereinbarung die
Lizenz zu verweigern. London weist die Anschuldigungen zurück. Es
gehe um einige Dutzend Boote, die aufgrund fehlender Dokumente keine
Lizenz erhalten haben.