EZB-Ratsmitglied Knot: Leitzinsen könnten Anfang 2023 steigen

30.12.2021 11:53

Frankfurt/Amsterdam (dpa) - Die Leitzinsen in der Eurozone könnten
nach Einschätzung des Chefs der niederländischen Notenbank, Klaas
Knot, Anfang 2023 steigen. Alle Weichen seien gestellt, um die noch
ausstehenden Anleihekäufe bis Ende nächsten Jahres zu beenden, sagte
Knot, der auch im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) über die
Geldpolitik mitbestimmt, der niederländischen Tageszeitung «Trouw».
Nach dem Auslaufen der Käufe könnten dann auch die Zinsen steigen.

Auf die Frage, ob die anderen Ratsmitglieder einen ähnlichen Zeitplan
im Auge haben, antwortete Knot: «Wir müssen abwarten, aber ich denke
schon». Vieles werde davon abhängen, wie sich die Wirtschaft im
nächsten Jahr entwickeln werde. Knot gilt als geldpolitischer Falke.
Er spricht sich also im Zweifel für eine restriktivere Geldpolitik
aus.

Die Inflationsrate in der Eurozone war im November mit 4,9 Prozent
auf den höchsten Stand seit der Einführung des Euro gestiegen. Die
EZB strebt auf mittlere Sicht eine Inflationsrate von 2 Prozent an.

Die Ausbreitung der Omikron-Variante des Corona-Virus sollte die
Preise laut Knot zunächst wenig beeinflussen. Sollten die
Auswirkungen jedoch größer sein, werde die EZB bereit sein, ihre
Politik schneller als derzeit geplant zu ändern. Neue Virusvarianten
würden die Probleme eher verschärfen als die Inflation einzudämmen.
Der derzeit starke Anstieg der Verbraucherpreise sei zum Teil auf
frühere Lockdowns zurückzuführen.