Experte: Festlegung von Fischfangmengen seit Ukraine-Krieg erschwert

14.10.2022 05:15

Rostock (dpa) - Nach Aussage des Leiters des Thünen-Instituts für
Ostseefischerei in Rostock sorgt der Ukraine-Krieg zu Problemen bei
der Festlegung von Fischfangmengen. Schon in der Vergangenheit habe
es nur sporadische Verhandlungen mit Russland über die gemeinsame
Festsetzung von Quoten gegeben, sagte Christopher Zimmermann der
Deutschen Presse-Agentur. «Das ist jetzt komplett zum Erliegen
gekommen. Also es gibt letztlich keine abgestimmte Höchstfangmenge.»

Dass die tatsächlichen Fangmengen Russlands unbekannt seien, werde
auch kommende Woche auf EU-Ebene bei der Festlegung von Fangmengen
für die Ostsee eine Rolle spielen. Es gebe Stimmen, die sich dafür
aussprächen, vorsichtshalber größere Mengen für Russland
einzukalkulieren. Andere sagten: «Ja, aber dann belohnen wir die
Russen ja sozusagen dafür, dass sie nicht verhandeln.» Zimmermann
erwartet, dass es insgesamt gemessen an den Beständen auf etwas zu
hohe Fangmengen hinauslaufen werde.

Nach Moskaus Angriff auf die Ukraine war nach Aussage Zimmermanns
Russland im April aus dem Internationalen Rat für Meeresforschung
ausgeschlossen worden. Zuvor sei es zu Problemen in der
Zusammenarbeit gekommen. Im Barentsmeer werde der Ausschluss zu noch
größeren Problem sorgen als in der Ostsee, weil Russland hier viel
größere Fanganteile habe.

Anfang kommender Woche wollen die zuständigen EU-Minister
Höchstfangmengen für die Ostsee für das kommende Jahr festlegen. Es
wird erwartet, dass in der westlichen Ostsee Dorsch weiterhin nicht
gezielt und Hering nur in Ausnahmefällen gefangen werden darf. Den
Beständen haben Überfischung, Überdüngung und die Klimaerwärmung

zugesetzt. Drastische Beschränkungen für ihre ehemaligen
«Brotfische», die wesentlich den Lebensunterhalt der
Ostseeküstenfischer sicherten, haben diese in eine tiefe Krise
gestürzt.