Streit um Wiederzulassung: Efsa veröffentlicht Glyphosat-Studie

26.07.2023 13:49

Das Pflanzenschutzmittel Glyphosat ist umstritten. Die EU-weite
Zulassung läuft Stand jetzt Mitte Dezember aus. Eine neue
Untersuchung könnte daran etwas ändern.

Parma (dpa) - Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hat

ihre Untersuchungsergebnisse zur Wiederzulassung des umstrittenen
Unkrautvernichters Glyphosat veröffentlicht. Die Ergebnisse sind auf
der Internetseite der Behörde seit diesem Mittwoch einsehbar, wie die
Efsa der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mitteilte. Vor knapp
drei Wochen hatte sie bereits eine Mitteilung zu der Untersuchung
veröffentlicht, in der sie keine inakzeptablen Gefahren, aber
Datenlücken in mehreren Bereichen gesehen hatte.

Glyphosat ist noch bis zum 15. Dezember EU-weit zugelassen. Unter
Berücksichtigung der Efsa-Ergebnisse wird die EU-Kommission einen
Vorschlag zum weiteren Vorgehen erarbeiten. Über eine mögliche
Verlängerung der Zulassung sollen dann die Agrarministerinnen und
Agrarminister der EU-Staaten entscheiden. Für die Untersuchung hatte
die Efsa eigenen Angaben zufolge in einem dreijährigen Verfahren
Tausende Studien und wissenschaftliche Artikel betrachtet.

Zu den Aspekten, die nicht abschließend geklärt wurden, gehören etwa

ernährungsbedingte Risiken für Verbraucher und die Bewertung der
Risiken für Wasserpflanzen, wie die Efsa mitteilte. Auch mit Blick
auf den Artenschutz ließen die verfügbaren Informationen keine
eindeutigen Schlussfolgerungen zu. Die Efsa ermittelte etwa bei
mehreren Verwendungen des Wirkstoffs «ein hohes langfristiges Risiko
für Säugetiere». In der Analyse heißt es dazu nun weitergehend:
«Geeignete Daten zur Verfeinerung der Risikobewertung waren nicht
verfügbar.»

Grundsätzlich schätzt die Behörde mit Sitz im italienischen Parma die

untersuchten Risiken aber nicht so groß ein, dass eine weitere
Zulassung untersagt werden muss.

Bundesagrarminister Cem Özdemir sieht die Untersuchung kritisch. Die
Analyse lasse einen wesentlichen Aspekt aus, sie berücksichtige die
Auswirkungen auf die Natur nicht ausreichend, sagte er am Dienstag in
Brüssel. «Das ist, wie wenn Sie ein Fahrzeug fahren und auf alles
testen, außer auf die Bremse», so der Grünen-Politiker.

Sein spanischer Amtskollege Luis Planas sieht das etwas anders: Wenn
der wissenschaftliche Rat negativ sei, müssen er befolgt werden,
ebenso wenn er positiv sei. «Das ist ganz einfach.»