Wasserstoffimporte: Studie rät zu Fokus auf EU und Anrainerstaaten

10.02.2024 04:00

Wasserstoff soll eine Schlüsselrolle spielen beim klimafreundlichen
Umbau der deutschen Wirtschaft. Die Bundesregierung plant eine
Importstrategie. Was ein Institut empfiehlt.

Berlin (dpa) - Beim Import von Wasserstoff für den klimafreundlichen
Umbau der Wirtschaft sollte Deutschland laut einer Studie aus Fehlern
der Vergangenheit beim Gas lernen. Eine starke Fokussierung auf
wenige Anbieter wie Russland sollte vermieden werden, heißt es in
einer Untersuchung des Fraunhofer-Instituts für System- und
Innovationsforschung, die der Deutschen Presse-Agentur vorlag. 

Bei Wasserstoffimporten sollte sich Deutschland auf die EU und
EU-Anrainerstaaten konzentrieren, heißt es weiter. Die für den Import
von Wasserstoff in Frage kommenden Regionen sollten auch aus
Kostengründen eher in einer Pipelinedistanz liegen. Unter der
Berücksichtigung günstiger Erzeugungspotenziale, die neben den
Erneuerbaren-Potenzialen auch Finanzierungskosten und geopolitische
Stabilität berücksichtigten, seien dies insbesondere EU-Staaten wie
Spanien und EU-Anrainerstaaten wie Norwegen. 

Wasserstoff soll eine Schlüsselrolle spielen beim klimafreundlichen
Umbau der Wirtschaft, zum Beispiel der Stahlindustrie.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte gesagt,
ungefähr ein Drittel des benötigten Wasserstoffs könne in Deutschland

erzeugt werden, ungefähr zwei Drittel müssten importiert werden.

Das Ministerium plant noch eine Importstrategie. Habeck hat deswegen
bereits mehrere Länder besucht, zuletzt war er in Algerien. Er hatte
bereits deutlich gemacht, die Regierung wolle auf soziale und
ökologische Standards im Herkunftsland achten. Bei Erdgaslieferungen
war Deutschland vor dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine
abhängig von Russland und musste dann unter großen Anstrengungen
Ersatz besorgen.

In der Studie des Instituts heißt es, da der sogenannte grüne
Wasserstoff und Wasserstoffderivate kurz- und mittelfristig eher
teuer und knapp bleiben würden, sollte sich eine Importstrategie auf
Bereiche fokussieren, in denen sich die Klimaziele nur mit
Wasserstoff erreichen lassen. Dazu zählen etwa die Stahl- und
Grundstoffchemie, der internationale Flug- und Schiffstransport oder
Raffinerien. Grüner Wasserstoff wird aus erneuerbaren Energien wie
Wind und Sonne hergestellt. 

Langfristig gebe es weltweit genug Potenzial zur Herstellung grünen
Wasserstoffs und seiner Derivate. Es bestünden aber eine Reihe an
Hemmnissen für einen Markthochlauf, sodass dieser aktuell nur
schleppend voranschreite. Ein überwiegender Teil der weltweiten
Produktion werde auf heimischen Märkten zum Einsatz kommen,
schätzungsweise nur rund ein Drittel international gehandelt werden.
Der Aufbau von Herstellungs- und Transportinfrastrukturen werde Zeit
brauchen, sodass größere Importmengen erst nach 2030 zu erwarten
seien.