Firmenumfrage: Standort EU verliert an Attraktivität

20.03.2024 11:02

Die EU ist wegen des Binnenmarkts für deutsche Unternehmen von großer
wirtschaftlicher Bedeutung. Umso mehr blicken sie auf die
Europawahlen im Juni. Der DIHK sieht dringenden Handlungsbedarf.

Berlin (dpa) - Unternehmen in Deutschland machen sich zunehmend
Sorgen um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Europäischen
Union. Der Standort EU verliere an Attraktivität, sagte Freya Lemcke,
Leiterin der Vertretung der Deutschen Industrie- und Handelskammer
bei der EU, am Mittwoch in Berlin unter Verweis auf eine
Firmenumfrage. Sie sprach wenige Monate vor den Europawahlen im Juni
von einem alarmierenden Signal.

Nach der Umfrage ist nach Einschätzung von 56 Prozent der Unternehmen
die Wettbewerbsfähigkeit der EU als Unternehmensstandort in den
vergangenen fünf Jahren zurückgegangen. «Europa läuft trotz der
grundlegend guten Ausgangslage Gefahr, im internationalen Wettbewerb
an Boden zu verlieren. Dieser Trend muss umgehend gestoppt werden»,
sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. 

Der Abbau von Bürokratie ist mit Abstand die dringlichste Aufgabe für
die neue EU-Kommission und das neue Europaparlament, wie die Umfrage
ergab - das sagten 95 Prozent der Firmen. Danach folgen die Sicherung
der Energieversorgung und der Schutz vor Angriffen, zum Beispiel
Cyberattacken.

Lemcke sprach von einer erdrückenden Bürokratie, die für viel Frust
und Unsicherheit bei Unternehmen führe. Firmen seien zu stark damit
beschäftigt, Dinge zu berichten und zu dokumentieren. Es gebe einen
Gesetzes-«Tsunami», der viele Firmen überfordere. «Es ist zu
aufwendig und zu kompliziert», sagte Sibylle Thierer, Vizepräsidentin
bei Eurochambres, dem europäischen Dachverband der Industrie- und
Handelskammern. Gesetze seien oft nicht aufeinander abgestimmt, das
mache Firmen verrückt. Lemcke sagte, viele Bestimmungen seien
realitätsfremd und schwer umzusetzen, vor allem für kleine
Unternehmen.

Ein weiteres Ergebnis der Umfrage: Unternehmen sehen die Stabilität
des EU-Wirtschaftsraums als besonders wichtig an. 82 Prozent der
Firmen ziehen hieraus einen Nutzen. Gerade in einem schwieriger
werdenden außenwirtschaftlichen Umfeld bilde die EU nach wie vor
einen wichtigen Anker für Verlässlichkeit und Planbarkeit.