Lagarde: Geldpolitik auch nach erster Lockerung datenabhängig

20.03.2024 12:24

Frankfurt/Main (dpa) - Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank
(EZB) wird auf absehbare Zeit abhängig von den Wirtschaftsdaten
bleiben. Dies gelte auch für die Zeit, nachdem die straffe
Geldpolitik erstmalig gelockert wurde, sagte EZB-Präsidentin
Christine Lagarde am Mittwoch in Frankfurt auf einer
Notenbank-Konferenz. Aktuell wird an den Finanzmärkten mit einer
ersten Zinssenkung der EZB auf der übernächsten Sitzung im Juni
gerechnet.

«Erstens müssen unsere Entscheidungen weiterhin datenabhängig und von

Sitzung zu Sitzung getroffen werden, sie müssen auf neu eingehende
Informationen reagieren», sagte die Französin. «Das bedeutet, dass
wir uns auch nach der ersten Zinssenkung nicht im Voraus auf einen
bestimmten Zinspfad festlegen können.» Zweitens werde der politische
Rahmen der EZB entscheidend bleiben, um die eingehenden Daten zu
verarbeiten und die politische Ausrichtung anzupassen. 

Lagarde nannte drei Faktoren, die für die absehbare Lockerung der
geldpolitischen Linie entscheidend seien. Diese sind die
Lohnentwicklung, die Gewinnmargen der Unternehmen und das
Produktivitätswachstum. «Angesichts der Verzögerungen, mit denen
diese Daten verfügbar werden, können wir nicht warten, bis wir alle
relevanten Informationen haben.» Andernfalls bestehe die Gefahr, dass
die Anpassung der Geldpolitik zu spät erfolge.

Die EZB hat ihre Geldpolitik seit Mitte 2022 erheblich gestrafft,
weil die Inflationsraten vor allem als Folge des russischen Angriffs
auf die Ukraine stark gestiegen waren. Seit einiger Zeit entwickelt
sich die Teuerung aber wieder nach unten, sodass die Zentralbank auf
eine Lockerung ihrer Ausrichtung zusteuert.