EU-Kommission genehmigt Beihilfen für AKW-Bau in Tschechien

30.04.2024 13:36

Prag/Brüssel (dpa) - Die EU-Kommission hat staatliche Beihilfen für
den Bau und Betrieb eines neuen, fünften Atomreaktors am Standort
Dukovany in Tschechien genehmigt. Das teilte die Behörde am Dienstag
in Brüssel mit. Der Block mit einer Leistung von bis zu 1200 Megawatt
soll nach den Prager Plänen im Jahr 2036 in den Probebetrieb und bis
2038 kommerziell ans Netz gehen. Tschechien plane einerseits einen
Stromliefervertrag mit einem staatlichen Abnehmer, der stabile
Einnahmen über einen Zeitraum von 40 Jahren sicherstelle, teilte die
Kommission mit. Zum anderen werde ein staatlicher Kredit einen
Großteil der Baukosten und etwaige Risiken abdecken. 

Tschechien habe eine Reihe von Zugeständnissen gemacht und sich unter
anderem verpflichtet, mindestens 70 Prozent der Energieproduktion des
neuen Reaktors auf offenen Strombörsen anzubieten, hieß es.
Staatshilfe unterliegt in der EU strengen Regeln und muss teils von
der EU-Kommission genehmigt werden. Damit soll verhindert werden,
dass finanzstarke Länder wie Deutschland heimischen Unternehmen
unlautere Vorteile gegenüber Konkurrenten aus kleineren Staaten
gewähren.

In der Ausschreibung für den Atomausbau in Tschechien haben der
französische Energiekonzern EDF und der südkoreanische Konkurrent
KHNP unterdessen ihre verbindlichen Angebote abgegeben. Das teilte
der teilstaatliche AKW-Betreiber CEZ am Dienstag in Prag mit. Nun
folge die Beurteilung der eingereichten Unterlagen aus
wirtschaftlicher und technischer Sicht. Der Zuschlag und die
Vertragsunterzeichnung sollen demnach bis Ende März 2025 erfolgen.
Die Angebote sehen neben der Errichtung eines fünften Blocks in
Dukovany den Bau von bis zu drei weiteren Reaktoren vor, davon ein
Teil am südböhmischen AKW-Standort Temelin.

Tschechische, deutsche und österreichische Atomkraftgegner
kritisieren die Pläne. Das AKW Temelin mit derzeit zwei
Druckwasserreaktoren vom Typ WWER 1000/320 liegt weniger als 60
Kilometer von den Grenzen zu Bayern und Niederösterreich entfernt.
Von Dukovany, das über vier Altmeiler der sowjetischen Bauart
WWER-440/213 verfügt, sind es nach Wien nur knapp 100 Kilometer.