Zölle ade: EU und Neuseeland verbindet ab sofort Freihandelsabkommen

01.05.2024 00:01

Der Pazifikstaat Neuseeland ist für die EU trotz der riesigen
Entfernung ein wichtiger Partner. Ein neues Abkommen soll von diesem
Mittwoch an den Handel weiter ankurbeln. Die Erwartungen sind groß.

Brüssel/Wellington (dpa) - Die EU und Neuseeland sind seit diesem
Mittwoch durch ein neues weitreichendes Freihandelsabkommen
verbunden. Die am 1. Mai in Kraft getretenen Absprachen sehen den
fast vollständigen Abbau von Zöllen vor. Nach früheren Angaben der
EU-Kommission dürften sich die Abgaben für Unternehmen aus der EU
jährlich um rund 140 Millionen Euro verringern. Insgesamt wird
innerhalb eines Jahrzehnts mit einem Wachstum des bilateralen Handels
um bis zu 30 Prozent gerechnet. Die EU-Exporte in das Land im
Südwestpazifik sollen jährlich um bis zu 4,5 Milliarden Euro steige
n.

Sonderregeln für Landwirte in der EU

Um den Interessen der europäischen Landwirtschaft Rechnung zu tragen,
wurden unter anderem einige Milcherzeugnisse, Rind- und Schaffleisch,
Ethanol und Zuckermais von der Handelsliberalisierung ausgenommen.
Stattdessen sind nach Kommissionsangaben durch sogenannte
Zollkontingente nur begrenzte Mengen von zollfreien Einfuhren oder
Einfuhren mit niedrigerem Zollsatz aus Neuseeland zugelassen.

Das Abkommen gilt zudem als das erste der EU, mit dem ein neuer
Ansatz für nachhaltige Entwicklung umgesetzt wird. So ermöglicht es
bei schwerwiegenden Verstößen gegen grundlegende arbeitsrechtliche
Prinzipien oder klimapolitische Verpflichtungen aus dem Übereinkommen
von Paris sogar Sanktionen.

DIHK hofft auf weitere Abkommen

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer begrüßt das Inkrafttreten
des Handelsabkommen als einen «Lichtblick in einem zunehmend
schwierigen Außenwirtschaftsumfeld». Deutsche Unternehmen litten
weltweit unter Protektionismus, der dem Außenhandel immer größere
Steine in den Weg lege, kommentierte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker
Treier. Das neue Abkommen könne helfen, gegenzusteuern, weil es
Handelshemmnisse beseitige. Die EU müsse nun darauf hinarbeiten, in
der Region weitere Märkte zu öffnen ? etwa durch Handelsabkommen auch
mit Indien, Indonesien, Thailand, den Philippinen, Malaysia und
Australien. Das deutsche Handelsvolumen mit der Gesamt-Region betrage
über 500 Milliarden Euro - ein Sechstel des deutschen Außenhandels. 


Die wichtigsten Ausfuhrgüter Neuseelands nach Deutschland sind nach
Angaben des Auswärtigen Amtes land- und forstwirtschaftliche Produkte
wie Schaf- und Wildfleisch, Früchte, Molkereiprodukte und Wolle. Aus
Deutschland werden demnach vor allem Fahrzeuge, Maschinen und
pharmazeutische Produkte in das rund 5,1 Millionen Einwohner zählende
Land importiert.

Mehr als 18 000 Kilometer von Berlin nach Wellington

Für Neuseeland war Deutschland nach Daten des Statistischen
Bundesamtes zuletzt wichtigster Handelspartner innerhalb der EU. Für
die Bundesrepublik stand der Handel mit Neuseeland im globalen
Vergleich 2023 mit Exporten im Wert von rund 1,6 Milliarden Euro an
62. Stelle.  Nicht ganz leicht machen die Handelsbeziehungen dabei
auch die Entfernungen. Von der deutschen Hauptstadt Berlin bis in die
neuseeländische Hauptstadt Wellington sind es beispielsweise mehr als
18 000 Kilometer Luftlinie.