AfD-Europapolitiker Krah nennt EU «Irrenhaus»

01.05.2024 16:32

Die AfD inszeniert sich gern in der Opferrolle. Auch ihr
Spitzenkandidat für die Europawahl macht da keine Ausnahme. Er wähnt
sich diffamiert. Und macht Stimmung gegen die EU.

Chemnitz/Dresden (dpa/sn) - AfD-Politiker Maximilian Krah hat als
Spitzenkandidat seiner Partei für die Europawahl Stimmung gegen die
EU gemacht. Wenn Brüssel weiter über Asylpolitik, Energiepolitik,
Finanzpolitik und Gesellschaftspolitik in Deutschland entscheide,
werde man auch in Sachsen weiter entrechtet werden und verarmen,
sagte er am Mittwoch bei einer Kundgebung in Dresden. «Und deshalb
wollen wir aus diesem Irrenhaus heraus und wollen es überwinden durch
etwas Neues. Denn auch wir wissen, es geht nicht ohne europäische
Zusammenarbeit. Wir brauchen aber eine Zusammenarbeit, die uns nützt,
die unsere Freiheiten stärkt und nicht eine Zusammenarbeit, die dafür
sorgt, dass mir der Tiktok-Account gesperrt wird.»

Krah steht wegen möglicher Russland- und China-Verbindungen in der
Kritik. Darauf ging er bei seinem Auftritt vor mehreren Hundert
Anhängern auf dem Dresdner Neumarkt mit keiner Silbe ein. Er äußerte

sich lediglich zu dem Spionage-Verdacht gegen einen Mitarbeiter
seines Büros. Natürlich seien Spione ein Problem, es gebe auch Spione
vom Verfassungsschutz in der AfD. «Und vermutlich gab es auch einen
Spion in meinem Büro. Und ich werde das nicht kleinreden. Wir werden
es aufarbeiten, wir werden es aufklären und wir werden Euch
Rechenschaft ablegen.»

In der vergangenen Woche war ein Mitarbeiter Krahs in Dresden
festgenommen worden - im Zusammenhang mit möglicher China-Spionage.
Ihm wird Agententätigkeit für einen ausländischen Geheimdienst in
einem besonders schweren Fall zur Last gelegt. Er soll im Januar
wiederholt Informationen über Verhandlungen und Entscheidungen im
Europaparlament weitergegeben haben. Zudem steht Krah wegen möglicher
Russland- und China-Verbindungen selbst im Fokus. Nach
Medienberichten über mögliche Geldzahlungen prüft die
Staatsanwaltschaft Dresden, ob Ermittlungen aufgenommen werden.

Vor diesem Hintergrund hatte Krah einen Auftritt beim
Wahlkampfauftakt seiner Partei vor wenigen Tagen in Donaueschingen
kurzfristig abgesagt. An diesem Mittwoch warb er nun in seinem
Heimatland Sachsen wieder öffentlich um Wählerstimmen; mit Auftritten
in Chemnitz und Dresden. «Heimat ist immer da, wo man sich nicht
erklären muss», sagte Krah in Chemnitz vor etwa 90 Zuhörern.

Begleitet wurde die Kundgebung dort von lautstarkem Gegenprotest. Die
Teilnehmer forderten auf Plakaten «AfD-Verbot jetzt» und «Stoppt die

AfD». Sie zogen mit Livemusik direkt an der AfD-Veranstaltung vorbei,
so dass Landeschef Jörg Urban seine Rede unterbrechen musste. 

Krah sagte, mit dem Spionage-Thema solle von der falschen Politik der
Regierung abgelenkt werden. «Das erinnert ein bisschen an die
Frühphase der DDR, als für den Misserfolg der Kommunisten auch
kapitalistische Kartoffelkäfer verantwortlich waren. Aber es war eben
nicht der Kartoffelkäfer, es war die Misswirtschaft.» Er nahm auch
Bezug auf die anstehende Landtagswahl: «Wir wollen, dass Sachsen ab
September AfD-regiert wird.»