Ex-Außenminister Fischer geht von schwieriger EU-Erweiterung aus

02.05.2024 04:00

Joschka Fischer war Außenminister, als Polen vor 20 Jahren der
Europäischen Union beigetreten ist. Er sieht darin einen großen
Gewinn - und blickt auf Hürden für eine künftige neue Erweiterung.

Frankfurt (Oder)/Slubice (dpa) - Der frühere Außenminister Joschka
Fischer rechnet mit einem langwierigen Prozess für einen künftigen
Beitritt weiterer EU-Staaten. «Schnell wird da nichts gehen», sagte
der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Er verwies auf die
Schwierigkeiten mit Getreide-Lieferungen. «Der gemeinsame Agrarmarkt
ist für alle Beteiligten sehr wichtig.» Fischer dringt auf Reformen
der Europäischen Union auch als Voraussetzung für eine neue
Erweiterung. «Ich denke, die EU muss sich verändern, wenn das was
werden soll», sagte er. «Insofern stehen da schwierige Debatten
bevor.»

Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hatte anlässlich des 20.
Jahrestags der EU-Erweiterung um zehn Länder im Jahr 2004 für eine
rasche Aufnahme von Beitrittskandidaten auf dem westlichen Balkan
geworben und vor gefährlichen «Grauzonen» gewarnt. Baerbock nahm wie

Fischer an den Feiern anlässlich des Jubiläums am Mittwoch in
Frankfurt (Oder) und Slubice teil. 

«Wir haben mit der Osterweiterung damals vor 20 Jahren Großes
erreicht», sagte Fischer. Er und sein damaliger Amtskollege
Wlodzimierz Cimoszewicz hatten 2004 auf der Oderbrücke mit einem
Händedruck die neue Ära der Partnerschaft eingeleitet. Fischer sieht
auch große Vorteile angesichts des russischen Angriffskrieges gegen
die Ukraine: «Stellen Sie sich vor: der Krieg in der Ukraine, das
aggressive imperiale Russland - und wir wären nicht in der
Europäischen Union vereinigt.» 

Die Europäische Union wurde vor 20 Jahren nach Osten erweitert. Außer
Polen traten Estland, Lettland, Litauen, die Slowakei, Slowenien,
Tschechien, Ungarn sowie Malta und Zypern der EU bei.