EZB-Präsidentin Lagarde dämpft Erwartung an weitere Zinssenkungen

10.06.2024 18:17

Frankfurt/Main (dpa) - Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank
(EZB), Christine Lagarde, hat die jüngste Zinssenkung gegen Kritik
verteidigt und die Erwartung an weitere Zinsschritte gedämpft. Die
Notenbank gehe zwar weiter davon aus, dass das angestrebte
Inflationsziel von mittelfristig zwei Prozent im kommenden Jahr zu
erreichen sei, sagte Lagarde in einem am Montag veröffentlichten
Gemeinschaftsinterview mit dem «Handelsblatt» und anderen
europäischen Wirtschaftszeitungen. Vor dem Hintergrund der zuletzt
gestiegenen Teuerungsrate im gemeinsamen Währungsraum machte die
Notenbankerin aber auch deutlich: «Wir erklären den Kampf noch nicht
für gewonnen.»

Die EZB hatte in der vergangenen Woche die erste Zinssenkung seit der
starken Inflationswelle im Währungsraum vollzogen und die Leitzinsen
trotz eines beschleunigten Lohnwachstums um 0,25 Prozentpunkte
gesenkt. Die EZB-Chefin Lagarde räumte ein, es gebe «einige aktuelle
Zahlen, die hätten besser sein können». Dennoch verteidigte sie die
Zinssenkung als angemessen.

Dies bedeute aber nicht, «dass die Zinsen sich jetzt linear nach
unten bewegen». Lagarde stellte die Finanzmärkte vielmehr auf eine
Zinswende mit Unterbrechungen ein: «Es könnte auch wieder Phasen
geben, in denen wir die Zinsen unverändert belassen.»

Dabei haben sich die Wachstumsaussichten für die Eurozone nach
Einschätzung von Lagarde verbessert. Sie verwies auf jüngste
Konjunkturdaten, verbesserte Stimmungsindikatoren und den weiter
robusten Arbeitsmarkt in der Eurozone. Daher gehe sie davon aus,
«dass die Wirtschaft wieder Fahrt aufnehmen wird», sagte die
EZB-Präsidentin.