Forscher: EU-Emissionshandel nutzt auch der Gesundheit

02.07.2024 04:00

Seit 2005 können Unternehmen in Europa Emissionsrechte für
Treibhausgase handeln. Das System führte auch zum Rückgang von
anderen Schadstoffen und hat so neben dem Klimaeffekt weitere
Vorteile.

Hamburg (dpa) - Der Klimaschutz in der Europäischen Union nutzt nach
Angaben Hamburger Forscher auch direkt der Gesundheit. So habe unter
anderem der Emissionshandel in der EU zu einem Rückgang von
Schwefeldioxid, Feinstaub und Stickoxiden in der Luft geführt,
berichten Piero Basaglia, Jonas Grunau und Moritz Drupp vom
Exzellenzcluster Climate, Climatic Change, and Society (CLICCS) der
Universität Hamburg. 

Der EU-Emissionshandel wurde 2005 eingeführt. Jedes beteiligte
Unternehmen bekommt oder erwirbt dabei gewisse Emissionsrechte. Stößt
es mehr Treibhausgase aus, muss es zusätzliche Rechte einkaufen. Sind
es weniger, kann es Rechte verkaufen. Die Gesamtmenge an
ausgestoßenen Treibhausgasen ist mit der Zeit gesunken - laut
Umweltbundesamt europaweit in den regulierten Bereichen von 2005 bis
2022 um rund 38 Prozent. 

Von 2005 bis 2021 sind laut Studie durch den Emissionshandel und
zeitgleich verschärfte Standards zur Luftreinhaltung für große
Verbrennungsanlagen deutlich weniger Schadstoffe entstanden: Bei
Schwefeldioxid seien es 39 Prozent, bei Feinstaub (Größe PM2.5) 28
Prozent und bei Stickoxiden um 14 Prozent - im Vergleich zu einem
Szenario ohne Emissionshandel und verschärften Emissionsstandards. 

In dem Zeitraum seien somit rund 15,2 Millionen Tonnen Schwefeldioxid
eingespart worden, 0,9 Millionen Tonnen Feinstaub und 4,8 Millionen
Tonnen Stickoxide, schreiben die Forscher im US-Journal «Proceedings
of the National Academy of Sciences». Das entspreche 18,3 Prozent,
3,3 Prozent und 2,6 Prozent der beobachteten Emissionen der gesamten
Wirtschaft der beteiligten Länder von 2005 bis 2021. Zur gesamten
Wirtschaft zählen etwa auch Landwirtschaft, Gebäude und Transport.

Diese Studie zeige, dass der EU-Emissionshandel nicht nur ein
wirksames Instrument zur Reduktion von CO2-Emissionen sei, sondern
auch erheblichen Zusatznutzen durch die Reduktion von
Luftschadstoffen biete, schreiben die Forscher. «Die geschätzten
gesundheitlichen Vorteile könnten Hunderten Milliarden Euro
entsprechen, selbst wenn man die Effekte gleichzeitig verbesserter
Emissionsstandards berücksichtigt.»

«Bei einer umfassenden politischen Bewertung sollten daher auch
Zusatznutzen berücksichtigt werden, die über die CO2-Reduzierung
hinausgehen, wie etwa geringere Gesundheitsschäden durch verbesserte
Luftqualität», schließen die Forscher. Die Kommunikation dieser
Vorteile könne dazu beitragen, die öffentliche Unterstützung für
klimapolitische Maßnahmen zu erhöhen, da diese Zusatznutzen
unmittelbar und innerhalb von Europa zu Buche schlagen.