EU-Rechnungshof: Geringere Nachfrage nach grünem Wasserstoff

17.07.2024 00:05

Erneuerbarer Wasserstoff soll der Industrie helfen, die Klimaziele zu
erreichen. Ein Bericht des EU-Rechnungshofs zeigt: Das Vorhaben läuft
nach Ansicht der Prüfer nicht ganz nach Plan.

Luxemburg (dpa) - Die von der EU-Kommission ausgegebenen Ziele zur
Erzeugung und zum Import von grünem Wasserstoff werden laut
EU-Rechnungshof voraussichtlich nicht erreicht. Zwar habe die
Kommission richtige Schritte unternommen auf dem Weg zu einem gerade
erst entstehenden Markt für erneuerbaren Wasserstoff, heißt es in
einem Bericht der EU-Prüfer mit Sitz in Luxemburg. 

Allerdings gebe es entlang der gesamten Wertschöpfungskette noch
Probleme. «Es drohen der Verlust von Wettbewerbsfähigkeit in
Schlüsselindustrien und neue strategische Abhängigkeiten», warnen die

Prüfer. Sie fordern die Kommission nun auf, ihre Wasserstoffstrategie
zu aktualisieren. Die Brüsseler Behörde müsse sicherstellen, dass die

Ziele sich verwirklichen ließen.

Grüner Wasserstoff als Hoffnungsträger

Grüner Wasserstoff - also solcher, der mit erneuerbaren Energien
hergestellt wird - gilt als Hoffnungsträger der Energiewende.
Grundsätzlich kann Wasserstoff als Basis für Kraft- und Brennstoffe
dienen, um etwa in Industrie und Verkehr Kohle, Öl und Erdgas
abzulösen. Seine Herstellung ist aber sehr energieintensiv und
derzeit noch deutlich teurer im Vergleich zu fossilen
Energieträgern. 

Die Europäische Kommission sei bei der Festlegung der Ziele für die
Nachfrage von erneuerbarem Wasserstoff zu ehrgeizig gewesen, monieren
die Prüfer. Bis 2030 sollen zehn Millionen Tonnen grüner Wasserstoff
erzeugt und zehn Millionen Tonnen importiert werden. Diese Ziele
hätten aber nicht auf einer soliden Analyse beruht, sondern seien von
politischem Willen geleitet gewesen, heißt es in der Mitteilung des
Rechnungshofs. In seiner Analyse geht der Hof davon aus, dass bis
Ende des Jahrzehnts nicht einmal zehn Millionen nachgefragt werden.

Investitionsentscheidungen verschoben

Ebenso bemängeln die Prüfer, dass die Einigung darüber zu lange
dauerte, was genau unter erneuerbarem Wasserstoff zu verstehen ist
und welche Vorschriften für ihn gelten. Viele
Investitionsentscheidungen seien dadurch verschoben worden. Auch
Projektentwickler schöben Investitionsentscheidungen auf, da das
Angebot von der Nachfrage abhänge und umgekehrt.

Kommission verweist auf schrittweise Entwicklung

In einer Reaktion auf den Bericht versicherte die Europäische
Kommission, die Nutzung und die Akzeptanz von erneuerbarem und
kohlenstoffarmem Wasserstoff in Europa zu beschleunigen und
weiterzuentwickeln. «Die Kommission wird weiterhin mit den
Interessengruppen zusammenarbeiten, um unsere Ambitionen in die Tat
umzusetzen», teilte ein Sprecher mit. Es sei klar, dass sich das
Wasserstoff-Ökosystem schrittweise entwickeln werde. Wie schnell, sei
von Sektor zu Sektor unterschiedlich - ebenso möglicherweise auch von
Region zu Region.