Aus Yacht wird Rettungsschiff - Trabert im Mittelmeer

19.07.2024 10:41

Den Einzug ins Europaparlament für die Linke hat er verpasst. Nun
hilft der Mainzer Sozialmediziner wieder Flüchtenden im Mittelmeer -
auf einem besonderen Schiff.

Mainz (dpa/lrs) - Nach Monaten des Europawahlkampfes zieht es den
Mainzer Sozialmediziner Gerhard Trabert wieder auf eine
Rettungsmission ins Mittelmeer. Diesmal wird er mit der neuen
Seenotrettungsorganisation Sarah - die Buchstaben stehen für Search
And Rescue For All Humans, also Seenotrettung für alle Menschen -
unterwegs sein. 

Trabert hatte bei der Europawahl Anfang Juni den Einzug in das
Europäische Parlament für die Linke verpasst. Die Wahl habe einen
«katastrophalen Rechtsruck» gebracht, sagte er von Sizilien aus kurz
vor dem Start der Rettungsmission der Deutschen Presse-Agentur in
Mainz. «Ich musste jetzt einfach wieder etwas tun und ein Zeichen
setzen.» 

Vermutlich könne er so ohnehin mehr Akzente setzen als in
bürokratischen Mühlen der Europapolitik. Ob er sich noch einmal für
die Linken engagiere, sei noch offen. Von Parteiseite sei ihm
signalisiert worden, dass man mit ihm reden wolle. «Ich lasse das auf
mich zukommen.»

Trabert: Fluchtroute über Tunesien gerade eine der am häufigsten
genutzten

Die Mission mit der Organisation Sarah werde von Sizilien aus
voraussichtlich in Richtung Tunesien führen. «Die Fluchtroute über
Tunesien ist gerade eine der am häufigsten genutzten», sagte Trabert.
Während Milizen in libyschen Gewässern sehr aggressiv vorgingen,
teils auch Seenotrettungsschiffe angriffen, verhalte sich die
tunesische Küstenwache vergleichsweise passiv. 

Das eingesetzte Boot, das ebenfalls «Sarah» heißt, 22 Meter lang ist

und auf dem laut Trabert bis zu 100 Menschen aufgenommen werden
können, ist eine frühere Luxusyacht. Nach Angaben der Organisation
Sarah handelt es sich um eines der schnellsten Rettungsschiffe der
zivilen Flotte, das ein schnelles Reagieren ermöglicht. 

Die Tatsache, dass diese frühere Yacht zu einem Seenotrettungsboot
umfunktioniert worden sei, habe eine sehr positive Symbolik, sagte
Trabert. Letztlich müsse immer wieder darauf aufmerksam gemacht
werden, dass es ein Menschenrecht sei, vor Not, Krieg und Hunger und
Folgen des Klimawandels zu fliehen.