EU-Gebäuderichtlinie: Lies gegen «übereifrige Umsetzung»

19.07.2024 09:03

Die EU will in den kommenden Jahren auch die Klimabilanz des
Gebäudesektors verbessern. In Niedersachsen wird vor einer weiteren
Verteuerung des Wohnungsbaus gewarnt.

Hannover (dpa/lni) - Angesichts der jüngst in Kraft getretenen
EU-Gebäuderichtlinie warnt Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf
LIes (SPD) vor einer übereilten Umsetzung. Der Wohnungsbau liege
ohnehin schon am Boden. «Es wäre für mich unverständlich, wenn wir

uns durch eine übereifrige Umsetzung dieser EU-Pläne wieder selbst
ein Bein stellen», sagte Lies der «Hannoverschen Allgemeinen
Zeitung».

Die Brüsseler Vorgaben würden Bauen durch die Hintertür teurer
machen, erklärte der Politiker. Der niedersächsische Landtag hatte
jüngst eine Änderung der niedersächsischen Bauordnung beschlossen,
bei der viele Vorschriften abgeschafft wurden. Damit soll angesichts
der Wohnungsnot der Wohnungsbau in Niedersachsen einfacher, schneller
und günstiger werden.

Auch der Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in
Niedersachsen äußert Bedenken. Das bezahlbare Wohnen sei mehr denn je
in Gefahr, sagte Verbandsdirektorin Susanne Schmitt der Zeitung. «Wir
fordern, dass bei allen Planungen im Zusammenhang mit der
EU-Gebäudeenergieeffizienz-Richtlinie die finanzielle
Leistungsfähigkeit der sozial orientierten Wohnungsunternehmen und
die Bezahlbarkeit energetischer Maßnahmen für Mieter mit mittlerem
und niedrigem Einkommen berücksichtigt werden.»

Die Ende Mai in Kraft getretene Richtlinie verlangt unter anderem,
dass der Energieverbrauch von Wohngebäuden bis 2030 um 16 Prozent im
Vergleich zu 2020 sinken muss.