EU-Kommission eröffnet Untersuchung gegen Delivery Hero

23.07.2024 12:39

Der Essenslieferant Delivery Hero mit Hauptsitz in Berlin steht schon
länger im Fokus der EU-Wettbewerbshüter. Nun leitet Brüssel den
nächsten Schritt ein.

Brüssel (dpa) - Wegen des Verdachts auf einen Kartellverstoß hat die
EU-Kommission offiziell ein Verfahren gegen den Essenslieferdienst
Delivery Hero eingeleitet. Konkret geht die Behörde davon aus, dass
sich das Unternehmen mit einer anderen Firma wettbewerbswidrig etwa
über Preise und Strategien ausgetauscht haben könnte. Dabei geht es
um Glovo mit Hauptsitz in Spanien. Glovo verdient sein Geld ebenfalls
in der Lieferdienst-Branche. 

Bereits im November hatte die Kommission unangekündigte Inspektionen
bei Delivery Hero in Berlin und Barcelona durchgeführt. Man
kooperiere vollumfänglich mit den Behörden, teilte Delivery Hero
damals mit. Der Sitz des Unternehmens ist in Berlin. Delivery Hero
betreibt in Deutschland aber kein eigenes Lieferangebot.

«Delivery Hero und Glovo zählen zu den größten
Lebensmittel-Lieferdiensten in Europa», teilte die Kommission mit. Ab
Juli 2018 habe Delivery Hero eine Minderheitsbeteiligung an Glovo
gehalten und im Juli 2022 die alleinige Kontrolle über das
Unternehmen übernommen. Die Brüsseler Behörde geht derzeit davon aus,

dass Absprachen vor dieser Übernahme stattgefunden haben könnten. 

Strafe von mehr als 400 Millionen möglich

Vor gut zwei Wochen hatte Delivery Hero bekanntgegeben, dass wegen
potenzieller Verstöße gegen das EU-Kartellrecht eine Strafe von
möglicherweise mehr als 400 Millionen Euro verhängt werden könnte.
Bis dahin hatten die Berliner für den Konflikt nur 186 Millionen Euro
zurückgelegt. Entsprechend kündigte das Unternehmen eine deutliche
Erhöhung der entsprechenden Rückstellung an.

Neben Absprachen zu sensiblen Informationen wie Preisen hat die
EU-Kommission den Verdacht, dass Delivery Hero und Glovo vereinbart
haben könnten, keine Arbeitnehmer voneinander abzuwerben. Zudem steht
der Vorwurf im Raum, dass die beiden Unternehmen Märkte örtlich
untereinander aufgeteilt haben könnten. Die Kommission betont, dass
sie noch nicht abschließend zu einem Ergebnis gekommen sei, ob die
beiden Unternehmen EU-Regeln gebrochen hätten.