Zehntausende demonstrieren gegen geplantes Lithium-Bergwerk

11.08.2024 00:42

Die Regierung in Belgrad, die EU und Deutschland sind dafür, dass in
Serbien das für die Elektro-Industrie wichtige Lithium gefördert
wird. Umweltschützer und viele Bürger des Landes sind empört.

Belgrad (dpa) - Zehntausende Menschen demonstrieren in Belgrad gegen
den geplanten Abbau von Lithium in Serbien. Umweltschützer halten
diesen für höchst schädigend für Mensch und Natur. Nach einem Aufru
f
mehrerer Umweltschutzvereine versammelten sich die Demonstranten auf
einem zentralen Platz der serbischen Hauptstadt unter dem Motto «Es
wird keine Bergwerke geben». 

Teile der Protestierenden besetzen zudem die Schienen in zwei
Bahnhöfen der serbischen Hauptstadt und blockieren damit dort den
Zugverkehr. Viele von ihnen wollen die Gleise die ganze Nacht über
besetzt halten. Die Polizei schritt zunächst nicht ein.

Innenminister Ivica Dacic bezeichnete die Blockaden unterdessen als
schwere Verletzung der öffentlichen Ordnung und des Friedens. Er
kündigte Anzeigen wegen Straftaten und Ordnungswidrigkeiten an. Die
Polizei habe die Zahl der Demonstrierenden auf 24.000 bis 27.000
geschätzt, sagte der Minister nach Angaben der serbischen
Nachrichtenagentur Tanjug.

Für die kommenden Tage hatten im Vorfeld einzelne Anführer der
Demonstranten weitere Verkehrsblockaden im Land angekündigt, ohne
Details zu nennen. In den vergangenen Tagen hatten viele Menschen in
mehr als 40 serbischen Städten gegen dieses Projekt demonstriert.

Im westserbischen Jadar-Tal liegt Europas größtes Lithium-Vorkommen.
Der Rohstoff ist wichtig für die Herstellung von Elektro-Autos. Im
Juli dieses Jahres hatte Belgrad für die Lithium-Förderung grünes
Licht gegeben, nachdem sie diese zwei Jahre zuvor auf Druck der
Umweltschützer vorläufig gestoppt hatte. 

Serbiens Regierung unterzeichnete im Beisein von Bundeskanzler Olaf
Scholz (SPD) am 19. Juli in Belgrad mit EU-Kommissionsvize Maros
Sefcovic eine Absichtserklärung, die eine umweltverträgliche
Förderung des weltweit extrem begehrten Leichtmetalls im Jadar-Tal
ermöglichen soll. Deutschland und die EU wollen mit dem Projekt vor
allem die Abhängigkeit von China reduzieren. China kontrolliert einen
großen Teil des Abbaus und der Verarbeitung von Lithium weltweit.

Interessiert an diesem Förderprojekt ist seit Jahren der australische
Bergbaugigant Rio Tinto. «Ist es Patriotismus, einem multinationalen
Unternehmen zu helfen, oder ist wahrer Patriotismus der Kampf für
saubere Luft, sauberes Land und Wasser, der uns alle in Serbien
ernährt?», sagte die Schauspielerin Jelena Stupljanin bei der
Protestkundgebung in Belgrad. Umweltschützer kritisieren unter
anderem, dass Lithium-Bergbau das Grundwasser mit Schwermetallen
verunreinige und daher eine Gefahr für die Trinkwasserversorgung der
Anwohner darstelle.