Günther Oettinger berät Shopping-Portal Shein

16.08.2024 14:42

Mit Direktlieferungen - vor allem aus China - wirbelt Shein den
Onlinehandel durcheinander und ruft Kritiker auf den Plan. Nun hat
der Händler einen prominenten Berater angeheuert.

Stuttgart/Brüssel (dpa) - Der frühere EU-Kommissar Günther Oettinger

(CDU) berät künftig auch den asiatischen Online-Modehändler Shein.
Entsprechende Medienberichte bestätigte ein Unternehmenssprecher. Man
freue sich, auf die Expertise zurückgreifen zu können. 

Shein ist ein Händler für Mode und Sportartikel, der 2008 von Chris
Xu gegründet. Heute hat Shein seinen Sitz in Singapur und gilt als
eines der größten Modeunternehmen der Welt. Mit zigtausenden
Direktlieferungen - vor allem aus China - setzt Shein etablierte
Modehändler unter Druck. Auch über einen Börsengang des Unternehmens

wird spekuliert. 

Deshalb rückte Shein in den vergangenen Monaten auch in den Fokus der
Politik. So gab es unter anderem Forderungen, den Zollfreibetrag
abzuschaffen. Außerdem war Shein im April von der Europäischen
Kommission als «sehr große Online-Plattform» eingestuft worden. Für

solche Plattformen gelten besonders strenge Vorgaben. Aber auch
Verbraucherschützer nahmen die Firma und ihre Konkurrenten wie Temu
zuletzt immer wieder ins Visier. Kritik gab es unter anderem an der
Produktqualität und irreführenden Rabatthöhen.

Oettinger: Mandat begrenzt auf Cybersicherheit, Datenschutz und
Geopolitik

«Ich habe ein Mandat als freier Berater - eng begrenzt auf
Cybersicherheit, Datenschutz und Geopolitik», sagte Oettinger der
Zeitung «Die Welt». Bei Shein gehe es zudem um aktuelle Entwicklungen
in der Handelspolitik zu Zielen der EU und drohenden Zöllen oder
Sanktion. Das Mandat werde aber nur einen kleinen Teil seiner
Arbeitszeit einnehmen. «Shein ist ein Weltmarktführer. Ich selbst
habe dort noch nie gekauft - aber ich kenne Jugendliche ohne Ende,
die das als bevorzugten Online-Händler nutzen.»

Oettinger war von 2005 bis 2010 Ministerpräsident von
Baden-Württemberg. Anschließend wechselte er als EU-Kommissar nach
Brüssel. Zuständig war er ab 2010 zunächst für das Energie-Ressort,

später für digitale Wirtschaft und den EU-Haushalt. Nach seinem
Abschied aus der Politik gründete der gebürtige Stuttgarter zusammen
mit seiner Lebensgefährtin ein Beratungsunternehmen mit dem
Schwerpunkt Wirtschafts- und Politikberatung.

In der Vergangenheit war Oettinger auch immer wieder öffentlich in
Bedrängnis geraten. Anfang 2017 zog er mit einer Rede in Hamburg
Kritik auf sich - einem Mitschnitt zufolge bezeichnete er Chinesen
als «Schlitzaugen».

 

 

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