Steinmeier dankt Ungarn für Beitrag zur deutschen Einheit

19.08.2024 14:12

Es war nur ein Loch im Eisernen Vorhang - doch es ermöglichte
Hunderten DDR-Bürgern die Flucht von Ungarn aus. Und es bereitete den
Fall der Mauer vor. Das würdigt am Jahrestag der Bundespräsident.

Sopron (dpa) - Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den Ungarn
für ihren wichtigen Beitrag zur Überwindung der Teilung Europas und
zur deutschen Wiedervereinigung gedankt. In einer gemeinsamen
Pressekonferenz mit Ungarns Präsident Tamas Sulyok rief er das Land
zugleich auf, seine aktuelle EU-Ratspräsidentschaft zur Stärkung der
Europäischen Union zu nutzen. Steinmeier nahm in der
ungarisch-österreichischen Grenzstadt Sopron an der
Gedenkveranstaltung zum Paneuropäischen Picknick vor genau 35 Jahren
teil. Dieses hatten 600 bis 700 DDR-Bürger genutzt, um in den Westen
zu fliehen.

Die symbolische Grenzöffnung für drei Stunden am 19. August 1989 habe
de facto den ersten Riss im Eisernen Vorhang gebracht, der Europa so
lange geteilt habe, sagte Steinmeier. Dieses Paneuropäische Picknick
sei ein «Meilenstein auf dem Weg zur deutschen Wiedervereinigung»
gewesen. «Deutschland wird den Menschen in Ungarn immer dankbar sein
für ihren Beitrag zu unserer Einheit. Und als Bundespräsident sage
ich aus vollem Herzen: Danke, liebe Ungarn.»

Europa verdanke seine Freiheit und Einheit auch dem Mut des
ungarischen Volkes, seiner Freiheitsliebe und Leidenschaft für
Europa. «Wir brauchen diese Leidenschaft für Europa auch heute»,
betonte Steinmeier, ohne direkt auf den ungarischen
Ministerpräsidenten Viktor Orban einzugehen, der wegen seiner
Alleingänge in der EU umstritten und immer wieder der Bremser ist.

Die Geschlossenheit und Handlungsfähigkeit der EU müsse gerade
angesichts der neuen geopolitischen Herausforderung gewahrt werden.
«Mit seiner EU-Ratspräsidentschaft kommt Ungarn dabei eine wichtige
Rolle zu, die Einigkeit innerhalb der EU zu stärken und bei unseren
gemeinsamen Zukunftsthemen konstruktive und gemeinsame Lösungen
voranzubringen», sagte Steinmeier. Deutschland hoffe wie alle anderen
EU-Mitglieder, «dass Ungarn diese Rolle annimmt und ausfüllt».

Ungarns Präsident Sulyok betonte, seinem Land sei die nationale
Identität, die Kultur, die Tradition, die Sprache und die
Souveränität besonders wichtig. «Wir meinen, dass unsere
unterschiedlichen Meinungen über Europa uns nicht voneinander
trennen, sondern uns stets miteinander verbinden.»