Ukraine prangert in Brüssel Verzögerung bei Militärhilfe an

29.08.2024 10:27

Die Ukraine braucht zum Schutz vor russischen Angriffen zusätzliche
westliche Flugabwehrsysteme. Zugesagtes Material kommt aber bislang
nicht. Jetzt gibt es deutliche Worte.

Brüssel (dpa) - Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat bei
einem Treffen mit den Außenministern der EU-Staaten mehr
Zuverlässigkeit und Tempo bei versprochenen Waffenlieferungen
gefordert. «Es gibt eine Kluft zwischen der Ankündigung militärischer

Hilfe und der tatsächlichen Lieferung der Hilfe», sagte Kuleba in
Brüssel. Wenn die zeitliche Lücke exzessiv lang sei, könne man
militärisch nicht planen und wisse nicht, worauf man sich auf dem
Schlachtfeld verlassen könne und worauf nicht.

Als ein Beispiel nannte Kuleba Verzögerungen bei der Bereitstellung
von Luftverteidigungssystemen. «Erneut wurden einige Patriot-Systeme
angekündigt und noch nicht geliefert», kritisierte er. Man stehe kurz
vor dem Beginn eines Schuljahres und müsse die Städte und Kinder
schützen. Zuletzt hatten unter anderem Rumänien und die Niederlande
die Lieferung zusätzlicher Patriot-Systeme in Aussicht gestellt.

Kuleba forderte zudem eindringlich ein Aufheben aller Beschränkungen
für den Einsatz westlicher Waffen gegen Russland. Sie verbieten den
ukrainischen Streitkräften zum Beispiel, mit weitreichenden
Marschflugkörpern und Raketen Ziele im russischen Hinterland
anzugreifen. Hintergrund ist die Sorge vor einer Ausweitung des
Krieges.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell stellte sich hinter die
Forderungen Kulebas und verwies auf die anhaltende Intensität der
Angriffe Russlands auf die Ukraine. «Seit Beginn des Krieges im
Februar 2022 hat Russland mehr als 14.000 Drohnen auf die Ukraine
abgefeuert», sagte er. Hinzu kämen rund 10.000 Raketen und viele
weitere Gleitbomben.

Zu Spekulationen, dass wegen Sparzwängen in Deutschland künftig
weniger Waffenlieferungen in der Ukraine ankommen könnten, sagte
Kuleba, er werde am Rande des Treffens mit seiner deutschen Kollegin
Annalena Baerbock reden. Man habe bereits Versicherungen gehört, dass
die Versprechungen für dieses Jahr gehalten würden. Unter den
aktuellen Umständen könne die Unterstützung der Ukraine nicht
Gegenstand finanzieller Diskussionen sein, warnte Kuleba. Es gehe um
die Zukunft Europas.