EZB entscheidet über Leitzinsen - Senkung erwartet

16.10.2024 17:30

Die Inflation im Euroraum geht zurück. Viele Finanzexperten rechnen
daher damit, dass die EZB die Leitzinsen erneut senkt. Doch es
bleiben Risiken.

Frankfurt/Main (dpa) - Vor dem Hintergrund einer sinkenden Inflation
im Euroraum entscheidet die Europäische Zentralbank (EZB) an diesem
Donnerstag über die Leitzinsen. Der Beschluss nach einer auswärtigen
Sitzung in Slowenien wird um 14.15 Uhr bekanntgegeben. 

Derzeit liegt der richtungsweisende Einlagenzins, den Banken für bei
der EZB geparkte Gelder erhalten, bei 3,5 Prozent. Finanzexperten
rechnen mit einer erneuten Senkung um 0,25 Prozentpunkte. Denn die
Konjunktur im Euroraum schwächelt, während die Inflation sinkt.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte jüngst in einer Rede vor dem
EU-Parlament eine Zinssenkung bei der Oktober-Sitzung der Notenbank
angedeutet. 

Erfolge im Kampf gegen die Inflation

Die Inflationsrate im Euroraum war im September auf 1,8 Prozent
gefallen, nach 2,2 Prozent im August. Die Teuerung lag damit erstmals
seit Mitte 2021 unter der Zielmarke von zwei Prozent, die die EZB
mittelfristig für den Währungsraum anstrebt. 

Ganz am Ziel sehen Ökonomen die EZB aber noch nicht: Denn die
Kerninflation ohne schwankungsanfällige Preise für Energie und
Nahrungsmittel hält sich im Euroraum zäh. Sie sank im September nur
leicht um 0,1 Prozentpunkte auf 2,7 Prozent. 

Die EZB hatte im Juni die Zinswende eingeleitet und erstmals seit der
Inflationswelle die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Im
September legte sie dann nach. 

Bei ihrer Geldpolitik muss die EZB einen Spagat bewältigen. Hohe
Zinsen machen Kredite teuer. Das kann die Wirtschaft bremsen und die
Inflation dämpfen. Zugleich sind teure Kredite eine Last für
Unternehmen und Privatleute, die sich Geld leihen. Senkt die EZB
wiederum die Zinsen zu schnell, läuft sie Gefahr, dass die Inflation
wieder anzieht.