Studie: Brexit-Folgen immer schlimmer für Großbritannien
17.09.2024 12:45
2021 trat Großbritannien aus der EU-Zollunion und dem Binnenmarkt
aus. Das hat schwere Konsequenzen für die heimische Wirtschaft.
Einige Branchen sind deutlich stärker betroffen als andere.
Birmingham (dpa) - Der britische Außenhandel mit der EU leidet einer
aktuellen Studie zufolge immer schwerer unter dem Brexit. Im- und
Exporte seien stark eingebrochen, heißt es in dem Bericht der Aston
University in Birmingham.
Zwischen 2021 und 2023 - den Jahren unmittelbar nach dem britischen
Austritt aus der EU-Zollunion und dem Binnenmarkt - sank der Wert der
britischen Warenexporte in die EU um 27 Prozent, der Wert der Importe
um 32 Prozent.
Zudem sei die Vielfalt britischer Ausfuhrgüter zurückgegangen: In
jedes EU-Land wurden 1.645 Arten britischer Produkte weniger
exportiert. Dies traf kleinere EU-Volkswirtschaften stärker als
größere wie Deutschland.
Die Studie berücksichtigt nicht den Dienstleistungssektor, der sich
seit dem Brexit besser als erwartet entwickelt hat. Zugenommen haben
auch die Exporte von Tabak-, Eisenbahn- und Flugzeuggütern.
Großbritannien war Ende Januar 2020 aus der EU ausgetreten und ist
seit 2021 auch nicht mehr Mitglied der EU-Zollunion und des
Binnenmarkts. Trotz eines in letzter Minute vereinbarten
Freihandelsabkommens kommt es zu bürokratischen Hürden und anderen
Handelshemmnissen.
Zu den am stärksten betroffenen Branchen gehören der Studie zufolge
Landwirtschaft, Bekleidung sowie Holz- und Papierherstellung. Den
größten Exportrückgang gab es bei essbaren Früchten und Nüssen, d
eren
Wert um fast drei Viertel (73,5 Prozent) einbrach.
2023 geht der Handel noch stärker zurück
«Die negativen Auswirkungen des Handelsabkommens haben sich im Laufe
der Zeit verstärkt, wobei 2023 einen stärkeren Handelsrückgang
aufweist als die Jahre zuvor», heißt es. Vor allem kleinere britische
Exporteure hätten den Handel mit der EU aufgegeben.
Die Studienautoren betonten, politische Eingriffe seien nötig. Dazu
gehöre, negative Folgen des Handelsabkommens abzuschwächen,
Lieferketten neu zu gestalten und Unternehmen bei der Anpassung an
Handelshemmnisse zu unterstützen.
Die neue sozialdemokratische Regierung in London will die Beziehungen
mit der EU verbessern. Premierminister Keir Starmer lehnt aber einen
Wiedereintritt in die Zollunion oder den Binnenmarkt strikt ab. Auch
Angebote der EU für einfachere Brexit-Regeln bei Kontakten junger
Menschen stoßen bisher nicht auf Gegenliebe.