Deutschland erhöht in Brüssel Druck auf Temu und Shein

26.09.2024 10:50

Online-Shopping ist schon lange etabliert, aber umstrittene neue
Plattformen mischen den Markt auf. Deutschland stellt deswegen
gemeinsam mit anderen Staaten Forderungen an die EU-Kommission.

Brüssel (dpa) - Die Bundesregierung macht sich gemeinsam mit anderen
EU-Staaten für eine stärkere Kontrolle von Online-Händlern wie den
chinesischen Firmen Temu und Shein stark. «Wir können nicht länger
hinnehmen, dass täglich Hunderttausende Pakete mit Produkten
eintreffen, die den europäischen Standards nicht entsprechen», sagte
Staatssekretär Sven Giegold in Brüssel.

Gemeinsam mit Österreich, Polen, Dänemark, den Niederlanden und
Frankreich drängt die Bundesregierung die EU-Kommission dazu,
konsequent Strafen zu verhängen, wenn sich Online-Händler nicht an
geltende Regeln halten und beispielsweise nichts unternehmen, wenn
Produkte auf ihren Seiten als unsicher eingestuft werden. 

Plattformen beliebt, aber in der Kritik

Shein und Temu erfreuen sich in Deutschland großer Beliebtheit. Das
liegt vor allem an den niedrigen Preisen. Die Portale sind jedoch
umstritten. Handelsvertreter, Politiker und Verbraucherschützer
kritisieren unter anderem Produktqualität, mangelnde Kontrollen und
unfaire Wettbewerbsbedingungen. «Das betrifft Umweltrecht, das
betrifft Verbraucherrecht und das gilt natürlich auch für Fragen wie
Datenschutz und geistige Eigentumsrechte», sagte Giegold. Die
Plattformen weisen solche Vorwürfe zurück.

Die Länder schlagen vor, durch eine umfassende Datenerhebung und eine
engere Zusammenarbeit von Behörden Verstöße zu erkennen und zu
ahnden.

Temu und Shein wachsen schnell 

Dem Kölner Handelsforschungsinstituts IFH zufolge kaufen 43 Prozent
der Verbraucher in Deutschland bei Marktplätzen wie Temu und Shein.
Laut dem Branchenverband BEVH entfallen fünf Prozent der Bestellungen
im deutschen Onlinehandel auf die beiden Anbieter. Diese hätten ihren
Marktanteil binnen eines Jahres mehr als verdoppelt.