Brüssel will von Online-Plattformen mehr Infos zu Gefahren für Nutzer

02.10.2024 14:57

Online-Plattformen wie Tiktok, Youtube und Snapchat stehen immer
wieder in der Kritik, Nutzer nicht ausreichend zu schützen. Die
EU-Kommission fordert nun Auskunft.

Brüssel (dpa) - Die Europäische Kommission verlangt von
Online-Plattformen mehr Informationen über deren Funktionsweise und
Gefahren für Nutzer. Youtube und Snapchat sollen laut einer
Mitteilung der Brüsseler Behörde erklären, wie genau ihre Algorithmen

funktionieren, die den Nutzern bestimmte Inhalte vorschlagen. So soll
etwa festgestellt werden, ob dadurch das psychische Wohlbefinden der
Nutzer und der Jugendschutz gefährdet werden.

Befürchtet werden demnach insbesondere sogenannte Rabbit-Hole-Effekte
(auf Deutsch: Kaninchenbau). Damit ist gemeint, dass man sich so tief
in einem Thema verliert, dass man nicht mehr herausfindet - ähnlich
wie sich die Hauptfigur in der Geschichte Alice im Wunderland in
einem Kaninchenbau verliert. Algorithmen - vereinfacht gesagt von
Menschen geschriebene Anleitungen für Computer - können theoretisch
solche Verhaltensmuster erkennen und ausnutzen, damit Nutzerinnen und
Nutzer mehr Zeit auf einer Plattform verbringen.

Laut EU-Kommission sollen die Plattformen die Risiken, die von diesen
Programmen ausgehen, prüfen und abmildern. Es werde auch abgefragt,
was die Plattformen tun, um zu verhindern, dass ihre Systeme illegale
Inhalte wie Werbung für illegale Drogen oder Hassreden
weiterverbreiten. Tiktok soll auf Forderung der Kommission mehr
darüber sagen, was der chinesische Konzern macht, um zu verhindern,
dass «böswillige Akteure» den Dienst für ihre Zwecke ausnutzen.

Mögliche Konsequenzen für die Plattformen

Die Plattformen müssen nach Angaben der Kommission die geforderten
Informationen bis 15. November liefern. Auf Grundlage der Antworten
werde man die nächsten Schritte festlegen. Wenn die Unternehmen
falsche, unvollständige oder irreführende Informationen
bereitstellten oder sich weigerten, die Fragen zu beantworten, könne
die Behörde Geldstrafen verhängen.

Die Brüsseler Behörde stellte die Anfrage auf Grundlage des Gesetzes
über digitale Dienste (Digital Services Act, kurz DSA). Das Gesetz
soll unter anderem sicherstellen, dass Plattformen illegale Inhalte
auf ihren Seiten schneller entfernen als bislang. Nutzern wird es
wiederum leichter gemacht, solche Inhalte zu melden. Grundsätzlich
müssen große Dienste mehr Regeln befolgen als kleine.