Autoverband: Rückkehr zum Verbrenner ist «falsche Frage»
03.10.2024 11:30
In Deutschland wird über das sogenannte Verbrenner-Aus gestritten.
Für eine Spitzenvertreterin des EU-Autoverbands Acea ist das eher ein
Nebenschauplatz, der Fokus liege anderswo.
Brüssel (dpa) - Der europäische Automobilverband Acea sieht die Frage
nach einer Rückkehr des Verbrenners derzeit nicht im Fokus. «Ich
denke, das ist die falsche Frage, um sich heute darauf zu
konzentrieren», sagte Acea-Generaldirektorin Sigrid de Vries der
Deutschen Presse-Agentur. Es müsse darüber gesprochen werden, wie der
Wandel zu einem klimafreundlichen Verkehr zu schaffen sei.
Elektrizität werde die vorherrschende Technologie für Autos. «Daran
besteht kein Zweifel. Ob es 100 Prozent sein werden, werden wir
sehen», ergänzte de Vries.
Nach derzeitiger Planung dürfen - von sehr wenigen Ausnahmen etwa für
Einsatzfahrzeuge abgesehen - in der EU ab 2035 keine Neuwagen mehr
mit Verbrennungsmotor zugelassen werden. Selbst wenn Gesetze nicht
geändert würden, sei klar, dass der Verbrennungsmotor noch lange Zeit
Bestand haben werde, sagte de Vries.
In der Bundesregierung macht sich die FDP dafür stark, neue
Verbrennerautos auch künftig zu erlauben, wenn sie ausschließlich
klimaneutrale synthetische Kraftstoffe (E-Fuels) tanken. Die CSU
fordert, auch weiterhin Verbrennermotoren auf europäischer Ebene
zuzulassen.
China setzt Europa mit seinen E-Autos unter Druck
Die Verbrennertechnologie kann nach Worten von de Vries auch
umweltfreundlich sein und werde weiterhin weltweit eingesetzt. «Die
Herausforderung für Europa besteht darin, sich daran zu beteiligen»,
so die Acea-Generaldirektorin. Es sei eine Illusion zu glauben, dass
man die Technologie in Europa noch für andere Länder herstellen und
bauen könne. «Es ist auch ein bisschen heuchlerisch, wenn man sagt:
«Wir wollen sie hier nicht, aber Sie können sie immer noch für andere
Länder produzieren».»
In Deutschland hat der abrupte Wegfall der E-Auto-Prämie im
vergangenen Jahr die Nachfrage nach Batterieautos einbrechen lassen.
Die Hersteller stellt das gleich vor mehrere Probleme: Die Werke sind
nicht ausgelastet, wegen der schärferen EU-Flottenziele für den
CO2-Ausstoß ab 2025 drohen dann in Europa hohe Strafzahlungen. «Ich
glaube, wir befinden uns in einer existenziellen Situation», sagte de
Vries dazu. Auch die deutsche Autoindustrie will, dass eine
bevorstehende Verschärfung der Werte noch mal unter die Lupe genommen
wird.
Vor allem Konkurrenz aus China setzt europäische Autohersteller
derzeit unter Druck. «Sie haben sie alles auf die Elektrifizierung
gesetzt, und das hat sich jetzt sehr, sehr gut ausgezahlt», sagte de
Vries. «Und auch bei den Verbrennungsmotoren holen sie schnell auf.»
Bislang hätten europäische Firmen bei dieser Technologie die Nase
vorn gehabt.
Mit Blick auf E-Autos dominiere China derzeit Wertschöpfungsketten
für Batterien und Komponenten. Ähnlich sehe das bei Mikrochips aus.
«Es verschafft ihnen einen Wettbewerbsvorteil, wenn man so will, denn
die Erschwinglichkeit eines Fahrzeugs oder die Wettbewerbsfähigkeit
eines Fahrzeugs hängt zu einem großen Teil von den Kosten der
Komponenten und der Batterien ab», betonte die Acea-Managerin.