Sorge vor EU-Fischereiplänen in den Ostseeländern
18.10.2024 16:49
Vor den Beratungen in der EU zu neuen Fangmengen in der
Ostseefischerei herrscht Besorgnis an der Küste. Von den Regierungen
in Kiel und Schwerin kommt daher ein Appell an den Bund.
Kiel/Schwerin (dpa) -Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern
haben in einem Brief an das Bundeslandwirtschaftsministerium die
EU-Pläne zur Bewirtschaftung der Fischbestände der westlichen und
zentralen Ostsee kritisiert. Dabei gehe es vor allem um die geplante
weitere Verschlechterung der Beifangregelung für die Kleine
Küstenfischerei, teilten die Regierungen mit. Die beiden Küstenländer
riefen den Bund vor den Verhandlungen des EU-Agrar- und Fischereirats
zu den Quoten 2025 dazu auf, sich gemeinsam für praxisnahe und
angemessene Maßnahmen einzusetzen.
Dorsch und Hering dürfen in der westlichen Ostsee schon länger nicht
mehr gezielt befischt werden. Jetzt soll nach den Vorschlägen der
EU-Kommission im kommenden Jahr die Beifangquote um 50 Prozent beim
Hering und um 75 Prozent beim Dorsch reduziert werden. Auch für die
Sprotte wird eine Kürzung um 42 Prozent vorgeschlagen.
Küstenfischerei als Sündenbock?
Die beiden Küstenländer lehnen den Angaben zufolge eine weitere
Absenkung der Beifang-Quoten für Hering und Dorsch in der westlichen
Ostsee ab. Der Druck durch Fischerei sei mittlerweile so weit
reduziert, dass er praktisch keinen Einfluss auf die Entwicklung
dieser Bestände habe. Eine weitere Absenkung der Beifang-Quoten
ergäbe daher keinen Sinn und könnte andere Fischereien gefährden.
Schleswig-Holsteins Fischereiminister Werner Schwarz (CDU): «Es muss
allen klar sein, dass aktuell die Existenz unserer gesamten
verbliebenen Küstenfischerei an der Ostsee auf dem Spiel steht. Es
muss daher alles getan werden, um den noch verbliebenen Betrieben
einen Fortbestand zu ermöglichen.»
Mecklenburg-Vorpommerns Fischereiminister Till Backhaus (SPD)
betonte, die vorgeschlagenen weiteren Verschärfungen würden den
Fischbeständen nicht helfen. «Die Küstenfischerei setzt sich seit
Jahren aktiv für die Gesundung der Bestände ein und musste
weitreichende Restriktionen hinnehmen. Nun soll sie mal wieder als
Sündenbock herhalten.»