Ostsee: Özdemir kritisiert Russland für schädliche Fischerei
21.10.2024 14:19
Die deutsche Ostseefischerei liegt am Boden und auch andere
Ostseeanrainer haben Probleme. Denn vielen Beständen in dem Meer geht
es schlecht und seit Russlands Angriff gibt es ein weiteres Problem.
Luxemburg (dpa) - Bundesfischereiminister Cem Özdemir hat Moskau
scharf für das Handeln russischer Fischer in der Ostsee kritisiert.
Russland trete die Prinzipien der Gemeinschaft mit Füßen, sagte er am
Rande eines Treffens mit seinen EU-Amtskolleginnen und -kollegen in
Luxemburg. «Wir wissen, dass die Fischerei, wie sie Russland
praktiziert, sich dramatisch auf die Bestände auswirkt», sagte der
Grünen-Politiker. So werde etwa Dorsch während der Laichzeit
gefangen, was allen Grundsätzen einer vernünftigen Fischerei
widerspreche.
Vielen Fischbeständen in der Ostsee geht es aus mehreren Gründen
schlecht. EU-Fischer müssen sich deswegen an Vorgaben halten, wie
viel Fisch sie maximal aus der Ostsee ziehen dürfen. Russische
Flotten müssen sich hingegen nicht an diese Vorgaben halten. «Beim
Ostdorsch fischt die russische Flotte inzwischen den größten Teil des
Gesamtfangs», sagte der Leiter des Thünen-Instituts für
Ostseefischerei in Rostock, Christopher Zimmermann. Angesichts
steigender Anteile Russlands bei bestimmten Beständen komme es «fast
sicher zu einer Überfischung». Seit Beginn des russischen
Angriffskriegs gegen die Ukraine gibt es auch keinen offiziellen
Austausch mehr darüber, wie viel Fisch russische Schiffe aus der
Ostsee ziehen.
Forderung nach Sanktionen
Eine EU-Diplomatin sagte, dass viele EU-Staaten Russlands
Fischereiaktivitäten in der Ostsee bei der Vorbereitung des
Ministertreffens angesprochen hätten. Eine Reihe von Mitgliedstaaten
fordere Sanktionen gegen russische Lebensmittelprodukte, so die
Diplomatin. Neben klassischen Sanktionen, die einstimmig beschlossen
werden müssen, könnte die EU auch höhere Zölle auf russische
Fischereiprodukte beschließen. Dafür bräuchte es die Zustimmung von
55 Prozent der EU-Staaten, die 65 Prozent der EU-Bevölkerung
repräsentieren.
Özdemir zeigte sich offen für höhere Zölle. Er begrüße, dass si
ch die
EU-Staats- und Regierungschefs jüngst dafür ausgesprochen hatten,
etwa durch Einfuhrzölle auf russische Agrarerzeugnisse Russlands
Fähigkeit zur Kriegsführung weiter einzuschränken, so der Minister.