EU-Beratungen: Sorge vor Wegfall von Fischereiausnahmen
21.10.2024 15:34
Fischer an der deutschen Ostseeküste dürfen einst wichtige Bestände
gar nicht mehr gezielt oder nur in Ausnahmen befischen. Der Wegfall
solcher Ausnahmen könnte folgenreich sein.
Freest (dpa/mv) - Die auf EU-Ebene vorgeschlagenen weiteren
Einschränkungen für die Ostseefischerei bereiten Fischern und
Experten an der deutschen Ostseeküste Sorgen. Für die derzeit in
Luxemburg laufenden Beratungen über Fangmengen, hat die EU-Kommission
vorgeschlagen, bislang geltenden Ausnahmen zu streichen, die es
Fischern erlauben, mit kleineren Kuttern und Stellnetzen Hering zu
fangen.
«Beim Westhering würde der Entfall der Möglichkeit einer gerichteten
Fischerei den Niedergang unserer Küstenfischerei noch beschleunigen»,
sagte der Leiter des Thünen-Instituts für Ostseefischerei in Rostock,
Christopher Zimmermann. «Das ist kaum verständlich, denn die
Fangmenge macht fast keinen Unterschied.»
Aufgabe weiterer Fischer befürchtet
Michael Schütt von der Fischereigenossenschaft Peenemündung in Freest
sagte, man hoffe, der Vorschlag werde abgelehnt. Andernfalls würde es
das Aus für weitere Berufsfischer bedeuten, schätzt der ehemalige
stellvertretende Vorsitzende des Kutter- und Küstenfischerverbands
von Mecklenburg-Vorpommern, der sich längst in Auflösung befindet. In
Freest gab es seiner Aussage nach vor vier Jahren noch 28
Fischereibetriebe. «Jetzt hab' ich noch zwölf.» Diese hätten schon
weitere Standbeine. «Von der Fischerei können die schon gar nicht
mehr leben.»
Überfischung, Klimawandel und andere Faktoren wie zu viel
Nährstoffeintrag setzen den Fischbeständen in der Ostsee zu. Die
erlaubten Fangmengen beim einst für das Auskommen hiesiger Fischer
wichtigen Dorsch und Hering sind bereits dramatisch gesenkt
beziehungsweise die gezielte Fischerei ganz untersagt worden.
Der Bestand des Herings der westlichen Ostsee ist laut Zimmermann
aber auf dem Weg der Erholung, zwar langsam, aber er rechne damit,
dass man ab 2027 wieder von der weitgehenden Schließung der Fischerei
Abstand nehmen könne. «Dann jetzt auch die Reste der Fischerei
dichtzumachen, ist nicht sinnvoll.» Außerdem gingen so auch Daten
während der Erholungsphase verloren, die über die Fischerei bezogen
werden.