EZB-Bankenaufsicht: Banken müssen Widerstandskraft stärken
05.11.2024 09:46
Die großen Banken im Euroraum stehen nach Einschätzung der EZB heute
in Summe besser da als vor zehn Jahren. Doch für Entwarnung sieht die
Aufsicht keinen Anlass.
Frankfurt/Brüssel (dpa) - Die EZB-Bankenaufsicht warnt Geldhäuser im
Euroraum, sich auf ihren zuletzt gestiegenen Gewinnen auszuruhen. «Es
ist eine gute Nachricht, dass die Banken profitabler sind, aber wir
fordern sie dringend auf, diese Gelegenheit zu nutzen, um ihre
Widerstandsfähigkeit zu stärken», sagte die Chefin der Bankenaufsicht
der Europäischen Zentralbank (EZB), Claudia Buch, den Zeitungen
«Handelsblatt», «Expansión», «Il Sole 24 Ore» und «Les Echo
s» in
einem gemeinsamen Interview.
«Die Stresstests zur Cyber-Resilienz, die wir in diesem Jahr
durchgeführt haben, haben beispielsweise gezeigt, dass die Banken im
Allgemeinen gut vorbereitet sind, dass sie aber auch ihre
Cyber-Resilienz verbessern müssen - was sehr kostspielig ist», sagte
Buch. «Die Abwägung zwischen kurzfristigen Dividendenerwartungen der
Aktionäre und Investitionen in die Widerstandsfähigkeit ist für ein
nachhaltiges Wachstum entscheidend.»
Sorge gegenüber ausländischen Banken unbegründet
Zu einer möglichen Übernahme der Commerzbank durch die italienische
Großbank Unicredit äußerte sich Buch nicht direkt. Indirekt ging sie
auf Sorgen deutscher Unternehmer ein, die fürchten, die Commerzbank
könnte womöglich weniger Kredite an den deutschen Mittelstand
vergeben, wenn sie von der Unicredit geschluckt würde.
«Während Krisen weisen ausländische Banken manchmal stabilere
Kreditvergabemuster auf als heimische Banken, weil sie ein
diversifiziertes Geschäftsmodell haben», sagte Buch. «Die Bedenken,
die ich manchmal höre, sind nicht gut begründet.» Buch betonte, ihre
Aussagen bezögen sich nicht auf spezifische Banken.
Die EZB-Bankenaufsicht war vor zehn Jahren als Lehre aus der Banken-
und Finanzkrise geschaffen worden. Seit dem 4. November 2014 ist die
Europäische Zentralbank die zentrale Bankenaufsichtsbehörde für den
Euroraum. Nach jüngsten Angaben überwacht die EZB-Bankenaufsicht 113
Banken direkt, die zusammen für 82 Prozent des Bankenmarktes im
Währungsraum stehen. Ziel der gemeinsamen Aufsicht ist, mit
einheitlichen Regeln für die größten Geldhäuser im Euroraum für m
ehr
Stabilität im Finanzsystem zu sorgen.