Händler Temu verstößt gegen EU-Regeln zum Verbraucherschutz

08.11.2024 16:59

Mit günstigen Preisen lockt der Online-Marktplatz Temu Kundinnen und
Kunden. Doch beim Verbraucherschutz verstößt der chinesische
Marktplatz gegen EU-Vorschriften. Jetzt muss Temu handeln.

Brüssel (dpa) - Der chinesische Online-Marktplatz Temu muss beim
Verbraucherschutz nachbessern. Gleich mehrere Praktiken auf der
Plattform verstoßen gegen EU-Recht, wie die Europäische Kommission
und das Netzwerk für die Zusammenarbeit im Verbraucherschutz
(CPC-Netz) mitteilten. Temu habe einen Monat Zeit, um auf die
Ergebnisse der Untersuchung zu antworten und zu erklären, wie es die
verbraucherrechtlichen Probleme beheben wolle.

«Temu muss nun die EU-Vorschriften ernst nehmen und seine Praktiken
vollständig mit unserem Verbraucherrecht in Einklang bringen», sagte
der zuständige Justizkommissar Didier Reynders. Als problematische
Praktiken seien falsche Rabattaktionen, gefälschte Bewertungen sowie
fehlende und irreführende Informationen zu Rechtsansprüchen der
Verbraucher festgestellt worden. Auch Kontaktangaben verstecke Temu,
sodass sich Kundinnen und Kunden nicht ohne Schwierigkeiten an die
Plattform wenden könnten.

Temu übt Druck auf Verbraucher aus

Das CPC-Netz bemängelte außerdem, dass die Plattform Kaufdruck
ausübe. Es werde der Eindruck vermittelt, dass Produkte nur begrenzt
oder für kurze Zeit verfügbar seien. Auch eine sogenannte erzwungene
Gamification kritisierten die Prüfer. Die Verbraucherinnen und
Verbraucher würden gezwungen, ein Glücksrad zu drehen, um auf den
Online-Marktplatz zuzugreifen. Informationen über die
Nutzungsbedingungen des Spiels würden jedoch verborgen.

Ein Sprecher von Temu sagte auf Anfrage, man werde eng mit den
Behörden zusammenzuarbeiten, um etwaige Probleme zu lösen und die
Einhaltung der EU-Gesetze sicherzustellen. «Wir werden bei dieser
Untersuchung uneingeschränkt kooperieren.» Ende Oktober hatte die
Kommission bereits im Rahmen des Gesetzes über digitale Dienste ein
förmliches Verfahren gegen Temu eingeleitet.

Lemke: Verbraucher müssen sich auf EU-Standards verlassen können

«Verbraucherinnen und Verbraucher müssen sich darauf verlassen
können, dass für Produkte auf dem europäischen Markt unsere
Verbraucherschutzstandards gelten», sagte
Bundesverbraucherschutzministerin Steffi Lemke (Grüne). Kunden
dürften nicht manipuliert und irregeführt werden. Es sei wichtig, sie
vor unerlaubten Verkaufsmethoden zu schützen.