EZB: Wachstumsschwäche und Handelskonflikte erhöhen Risiko

20.11.2024 10:01

Kriege, Konflikte, Konjunkturschwäche: Die Herausforderungen für die
Akteure an den Finanzmärkten sind bereits gewaltig. Die weiteren
Aussichten sind trüb.

Frankfurt/Main (dpa) - In einem zunehmend rauer werdenden
internationalen Umfeld haben die Risiken für die Finanzakteure im
Euroraum nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB)
zugenommen. «Die Aussichten für die Finanzstabilität sind getrübt
durch die erhöhte makrofinanzielle und geopolitische Unsicherheit
gepaart mit wachsender handelspolitischer Unsicherheit», fasste
EZB-Vizepräsident Luis de Guindos die Erkenntnisse des jüngsten
halbjährlichen Finanzstabilitätsberichts der Notenbank zusammen.

Handelskonflikte zum Beispiel mit den USA könnten die ohnehin
schwächelnde Konjunktur zusätzlich unter Druck setzen. Der
designierte US-Präsident Donald Trump hat neue Zölle von 10 bis 20
Prozent auf Einfuhren aus Europa angekündigt.

Auch wenn sich die Finanzmärkte bisher als widerstandsfähig erwiesen
hätten, bestehe kein Grund zu Selbstzufriedenheit, warnte die EZB.
Sorge macht den Euro-Währungshüter unter anderem die immer noch hohe
Verschuldung vieler Staaten. Da zugleich die Wirtschaft schwächelt,
könnten an den Finanzmärkten Bedenken hinsichtlich der Tragfähigkeit

der Staatsverschuldung wieder aufleben.

Märkte für Gewerbeimmobilien weiter unter Druck

Kleine und mittlere Unternehmen sowie Haushalte mit niedrigem
Einkommen könnten nach Einschätzung der EZB in Bedrängnis geraten,
wenn sich das Wirtschaftswachstum noch stärker verlangsamen sollte
als derzeit erwartet. Dann drohen mehr Kreditausfälle. Es bestehe zum
Beispiel die Gefahr, dass die Verluste aus gewerblichen
Immobilienkrediten weiter steigen und für einzelne Banken und
Investmentfonds erheblich sein könnten, schreibt die EZB. Weil wegen
des Homeoffice-Trends weniger Büroflächen gebraucht werden, steht der
Markt für diese Immobilien in vielen Ländern seit längerem unter
Druck.