Umfrage: Über die Hälfte der Ukrainer will schnellen Frieden
20.11.2024 16:47
Nach fast drei Jahren Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg
ist die Bevölkerung in der Ukraine kriegsmüde. Mehr als 50 Prozent
wollen Verhandlungen und ein schnelles Kriegsende.
Kiew (dpa) - In der Ukraine macht sich Umfragen zufolge zunehmend
Kriegsmüdigkeit und Enttäuschung über den Westen breit.
«Durchschnittlich 52 Prozent würden gern ihr Land verhandeln sehen,
um den Krieg so schnell wie möglich zu beenden», heißt es in einer
nun veröffentlichten Studie des Meinungsforschungsinstituts Gallup.
Die Umfragen dazu hätten im August und Oktober 2024 stattgefunden.
Nur noch 38 Prozent wollen demnach bis zum Sieg weiterkämpfen. Zum
Vergleich: 2022 sprachen sich 73 Prozent für das Kämpfen und nur 22
Prozent für Verhandlungen aus. 2023 waren 63 Prozent für die
Weiterführung des Kriegs und 27 Prozent für ein schnelles Kriegsende.
Russland hat Gebietsabtretungen und den Verzicht auf einen
Nato-Beitritt zu Voraussetzungen für Verhandlungen gemacht. Außerdem
müsste sich die Ukraine einer sogenannten Denazifizierung
unterziehen, worunter in Moskau wohl die Einsetzung einer
russlandfreundlichen Regierung in Kiew verstanden wird.
Auch das Vertrauen in den Westen allgemein ist in der Ukraine der
Umfrage nach gesunken. Die Führungsrolle der USA heißen so nur noch
40 Prozent der Befragten gut, während 37 Prozent ihr skeptisch
gegenüberstehen. Kurz nach Kriegsbeginn lag die Zustimmungsrate noch
bei 66 Prozent zu 16 Prozent. Immerhin wird die Rolle der Deutschen
weiterhin mehrheitlich positiv gesehen: 50 Prozent (2022: 46 Prozent,
2023: 53 Prozent) befürworten das Vorgehen Deutschlands, 29 Prozent
(2022: 35 Prozent, 2023: 20 Prozent) lehnen es ab.
Zwar hofft immer noch eine Mehrheit auf den Beitritt zur EU und Nato,
aber die Erwartung, es innerhalb der nächsten zehn Jahre zu schaffen,
ist bezüglich der EU von 73 auf 61 Prozent gefallen und bezüglich der
Nato von 64 auf 51 Prozent.
Gallup hat nach eigenen Angaben 1.000 Personen telefonisch befragt.
Die Fehlerquote liegt den Angaben zufolge bei 3 Prozent. Ukrainische
Meinungsforschungsinstitute befragen für repräsentative Umfragen in
der Regel doppelt so viele Menschen.