Google: Hotel-Suche «wie früher» schadet Hotels
12.12.2024 15:58
Google liegt mit der EU-Kommission im Clinch darüber, wie seine
Dienste an das EU-Digitalgesetz DMA anzupassen sind. Ein Experiment
zur Hotel-Suche wurde nun vorzeitig beendet.
Brüssel/Mountain View (dpa) - Im Streit um die Auslegung des
europäischen Digitalgesetzes DMA hat Google ein Experiment vorzeitig
beendet, bei dem der Konzern in der Hotel-Suche etliche
Direkt-Angebote aus den Suchergebnissen entfernt hatte. Der Test habe
gezeigt, dass die von Konkurrenten geforderte Entfernung von direkten
Buchungslinks sowohl den Nutzern als auch den europäischen
Hotel-Unternehmen schade. «Aufgrund der negativen Auswirkungen, die
wir bereits festgestellt haben, haben wir den Test abgebrochen»,
heißt es in einem Blog-Beitrag von Oliver Bethell, Leiter der
Rechtsabteilung von Google.
«Blaue Links wie vor zehn Jahren»
Die Hotel-Suche hatte vor dem Experiment neben Links zu
Spezialsuchmaschinen und Vergleichsportalen wie Booking.com oder
Check24 auch direkt die Hotels in einer hervorgehobenen Darstellung
gezeigt. Während des Tests zeigte Google lediglich eine Liste
einzelner Links zu Hotel-Websites ohne zusätzliche Funktionen an -
«ähnlich wie bei unserem alten "zehn blaue Links"-Format von vor
Jahren».
Zu den hervorgehobenen Inhalten, die während des rund zweiwöchigen
Tests nicht mehr zu sehen waren, gehörte auch eine interaktive Karte
mit Hotel-Einträgen, auf der auf einen Blick die Preise für eine
Übernachtung zu sehen waren, die sogenannten kostenlosen
Buchungslinks.
Traffic ist während des Tests gesunken
Das Experiment, auf die kostenlosen Buchungslinks zu verzichten, habe
die Anfragen zu Hotelsuchen insgesamt verringert. «Den stärksten
Rückgang verzeichneten die Hotels selbst (mehr als zehn Prozent),
wovon Hunderttausende von europäischen Hotels betroffen waren», heißt
es in dem Blog-Beitrag von Bethell weiter. Der Verkehr auf die
Vermittlungsseiten sei dagegen weitgehend unverändert geblieben.
Google kam mit dem Test zumindest zeitweise in Deutschland sowie auch
in Belgien und Estland den Forderungen von Wettbewerbern nach. Sie
wollen verhindern, dass Reisende direkt über die
Google-Suchergebnisse ein Hotel buchen können.
Nach den Vorgaben des Digital Markets Acts (DMA) dürfen große
Online-Plattformen ihre eigenen Angebote nicht bevorzugen. Die
Google-Suche gehört zu den Diensten, die die EU-Kommission im Sinne
des DMA als sogenannte «Gatekeeper» (Torwächter) ausmachte. Für sie
gelten Vorgaben, die mehr Wettbewerb ermöglichen sollen.
Google versucht seit Jahren, auf Suchanfragen von Nutzern neben einer
Auswahl an Informationen konkrete Antworten direkt zu liefern. Das
sorgte wiederholt für Kritik unter anderem von Spezial-Suchmaschinen,
die dem Branchenriesen unfaire Konkurrenz vorwarfen.