Mehr Recyceltes in Autos? EU-Umweltminister diskutieren
17.12.2024 06:00
Mehr als sechs Millionen Fahrzeuge erreichen laut EU-Kommission in
Europa jedes Jahr ihr Lebensende und werden als Abfall behandelt. Das
soll sich ändern. Die Umweltminister diskutieren Vorschläge.
Brüssel (dpa) - Wie können Autos ressourcenschonender gebaut und am
Lebensende genutzt werden? Darüber diskutieren die
Umweltministerinnen und -minister der EU in Brüssel. Grundlage für
die Debatte ist ein Vorschlag der EU-Kommission für neue Vorgaben bei
der Konstruktion von Fahrzeugen, um die Kreislauffähigkeit zu
erhöhen. So werden etwa Anforderungen für die Wiederverwendbarkeit,
Recyclingfähigkeit und Verwertbarkeit von Rohstoffen vorgeschlagen.
Auch sollen nach Willen der Kommission Autos künftig so konzipiert
werden, dass Teile leicht entfernt und ersetzt werden können.
Diskussion noch am Anfang
Die Diskussion zu möglichen neuen Vorgaben dürfte sich noch eine
Weile ziehen. Es wird erwartet, dass sich die EU-Länder in den
kommenden Monaten auf eine gemeinsame Position einigen. Dann muss auf
dieser Grundlage in Verhandlungen mit dem Europaparlament ein
Kompromiss gefunden werden, bevor neue Regeln in Kraft treten können.
«Kreislaufwirtschaft ist auch für die Automobilbranche ein
entscheidender Faktor, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen und
krisenfester zu werden», sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke.
Wenn bei der Fahrzeugherstellung Bauteile häufiger wiederverwendet
und mehr Recyclingmaterialien in Neuwagen verbaut würden, spare dies
Neumaterial, schone Ressourcen und senke die Kosten, so die
Grünen-Politikerin. In der Diskussion mit ihren EU-Amtskollegen setze
sie sich für einen Mindestanteil von recycelten Kunststoffen ein.
Kunststoffe spielten in der Autoproduktion eine zentrale Rolle.
Deutsche Umwelthilfe: Vorschlag geht nicht weit genug
Von der Deutschen Umwelthilfe hieß es, die Automobilindustrie habe im
Bereich der Kreislaufwirtschaft akuten Nachholbedarf. Es brauche
ambitionierte und verbindliche Vorgaben, damit in Zukunft deutlich
weniger Ressourcen verbraucht und mehr im Kreislauf geführt werden,
sagte Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz. «Im Entwurf fehlen jedoch
Maßnahmen gegen den Trend zu immer größeren Fahrzeugen, zur
Begrenzung des CO2-Ausstoßes in der Produktion, Vorgaben für eine
gute Reparierbarkeit sowie Anreize zur Nutzung gebrauchter
Ersatzteile», kritisierte sie.
Autos bauen verbraucht viele Ressourcen
Die Fahrzeugherstellung gehört zu den ressourcenintensivsten
Wirtschaftszweigen. Nach Angaben der EU-Kommission entfallen auf die
europäische Automobilindustrie zum Beispiel 19 Prozent der Nachfrage
in der EU-Stahlindustrie (mehr als 7 Millionen Tonnen pro Jahr), 10
Prozent des Gesamtverbrauchs von Kunststoffen (6 Millionen Tonnen pro
Jahr) sowie ein großer Anteil der Nachfrage nach Aluminium (42
Prozent für sämtliche Fahrzeuge, etwa 2 Millionen Tonnen pro Jahr).
Mit der Umstellung der zunehmenden Integration von Elektronik in
Fahrzeuge werde zudem die Nachfrage nach Kupfer und kritischen
Rohstoffen steigen, heißt es von der Kommission. Bei vielen
Rohstoffen ist die EU derzeit abhängig von Importen aus Drittländern.
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) begrüßt den
Kommissionsvorschlag - sieht aber auch einiges kritisch. So müsste
etwa die Zielvorgabe für den Anteil an recyceltem Kunststoff an das
technisch Machbare angepasst werden. «Gleichermaßen müssen Vorgaben
zur verpflichtenden Entfernung von Bauteilen technisch durchführbar,
angemessen und verhältnismäßig ausgestaltet sein», sagte ein
Sprecher.