Junge Deutsche sind im EU-Schnitt eher Bildungsmuffel

18.12.2024 14:11

Wirtschaftspolitik gerät auch in Brüssel und Straßburg zunehmend in
den Fokus. Ein Berichtsentwurf der EU-Kommission beschäftigt sich nun
mit den Herausforderungen für den europäischen Arbeitsmarkt.

Straßburg (dpa) - In Deutschland verlassen im EU-Vergleich
verhältnismäßig viele junge Menschen frühzeitig die Schule oder
brechen ihre Ausbildung ab. Der Anteil junger Menschen, die höchstens
die Sekundarstufe 1 abgeschlossen haben, habe 2023 mit 12,8 Prozent
deutlich über dem EU-Schnitt von 9,5 Prozent gelegen, warnt die
EU-Kommission in einem aktuellen Berichtsentwurf. Damit liege
Deutschland im kritischen Bereich. Die Situation ist nur in Spanien
und Rumänien schlimmer.

Wie in dem Entwurf für den sogenannten gemeinsamen
Beschäftigungsbericht weiter steht, hat sich der Anteil der
15-Jährigen ohne Grundkenntnisse etwa in Mathematik seit 2012 fast
verdoppelt. Bei der Erwachsenenbildung ist Deutschland aber einer der
Spitzenreiter in der EU.

Der deutsche Arbeitsmarkt schneidet laut Kommission im EU-Vergleich
insgesamt gut ab. Es gebe jedoch einen anhaltenden Arbeitskräfte- und
Qualifikationsmangel und Frauen seien nicht ausreichend in den
Arbeitsmarkt integriert. Die EU-Kommission fasst in dem
Beschäftigungsbericht zusammen, wie sich etwa der Arbeitsmarkt und
für den Arbeitsmarkt relevante Bereiche wie Bildung in den
verschiedenen EU-Staaten entwickeln. 

Zu wenig Produktivität ist in der EU zunehmend ein Problem

Die Europäische Kommission bewertet den EU-Arbeitsmarkt zwar als
bemerkenswert widerstandsfähig. Denn unter anderem sei die
Arbeitslosenquote 2023 auf einen historischen Tiefstand von 6,1
gefallen, ein Trend, der sich 2024 fortgesetzt habe. Die
Produktivität sei 2023 aber weiter zurückgegangen, nachdem sie
zwischen 2010 und 2019 bereits deutlich abgenommen habe. «Dies könnte
die weltweite Wettbewerbsfähigkeit der EU beeinträchtigen», so die
Kommission.

Die Reallöhne sind im Vergleich zu vergangenen Jahren immer noch
niedriger. «Daher braucht es angemessene Mindestlöhne, um
Geringverdiener zu schützen», so die Behörde.