Liebe zum Bargeld schwindet

19.12.2024 12:00

An der Ladenkasse wird überwiegend bar bezahlt - noch. Denn der Trend
zu digitalen Methoden hält an. Auch wenn das Tempo zuletzt
nachgelassen hat.

Frankfurt/Main (dpa) - Bargeld ist für die Menschen im Euroraum trotz
des Trends zu digitalen Bezahlmethoden an der Ladenkasse noch erste
Wahl. Vor allem bei kleinen Beträgen greifen Verbraucherinnen und
Verbraucher überwiegend zu Schein und Münze, wie eine Analyse der
Europäischen Zentralbank (EZB) ergab. 

Doch die Bedeutung digitaler Bezahlmöglichkeiten nimmt stetig zu.
Jahr für Jahr werden weniger Einkäufe bar abgewickelt: 52 Prozent der
Transaktionen waren es in diesem Jahr, 2022 lag der Wert bei 59
Prozent, 2019 wurden sogar noch 72 Prozent Barzahlungen im
Währungsraum gezählt. Zugleich geht der Anteil der Kartenzahlungen
nach oben: von 25 Prozent 2019 über 34 Prozent 2022 auf 39 Prozent in
der aktuellen Auswertung.

Der Anteil der Barzahlungen an der Ladenkasse ist der Erhebung
zufolge, in die auch nationale Umfragen einflossen, im Vergleich der
Jahre 2022 und 2024 in allen Ländern des Euroraums zurückgegangen,
mit Ausnahme von Finnland und den Niederlanden. Die stärksten
Rückgänge gemessen an der Zahl der Transaktionen wurden in Zypern (11
Prozentpunkte), Deutschland, Malta und Portugal (jeweils 10
Prozentpunkte) beobachtet.

Liebe der Bundesbürger zum Bargeld schwindet

Wer zu Schein und Münze greift, schätzt daran, dass er beim Blick in
den Geldbeutel genau weiß, wie viel er noch ausgeben kann. Auch das
anonyme Bezahlen ohne elektronische Spuren ist ein Argument der
Bargeldbefürworter. Doch selbst in Deutschland, das als Land der
Barzahler gilt, sind Schein und Münze an der Ladenkasse rückläufig.
 

Einer im Juli veröffentlichten Umfrage der Bundesbank zufolge wurden
im Jahr 2023 zwar immer noch 51 Prozent der Zahlvorgänge hierzulande
bar abgewickelt. Das waren aber 7 Prozentpunkte weniger als bei der
Vorgängerstudie aus dem Jahr 2021. Zugleich nahm der Anteil der
Zahlungen mit Debitkarten um 5 Punkte auf 27 Prozent zu, das mobile
Bezahlen per Smartphone legte um 4 Punkte auf 6 Prozent aller
Bezahlvorgänge zu. 

Ab 50 Euro wird zumeist mit Karte bezahlt

Im europäischen Durchschnitt halten Verbraucherinnen und Verbraucher
die Zahlung per Karte für schneller und einfacher. Bei Zahlungen über
50 Euro sind Karten das am häufigsten verwendete Zahlungsmittel. 

Auch gemessen am Wert sind Karten der EZB-Analyse zufolge das
dominierende Zahlungsmittel in den 20 Eurostaaten mit einem Anteil
von 45 Prozent. Bargeld kommt auf 39 Prozent, 7 Prozent entfallen auf
das mobile Bezahlen etwa per Smartphone - mit steigender Tendenz.
Während der Corona-Pandemie hatte der Einzelhandel das kontaktlose
Bezahlen als besonders hygienisch beworben. Das schnelle Bezahlen im
Vorbeigehen ist unter anderem mit einem Smartphone oder einer
Smartwatch möglich.

Online-Handel als Treiber für digitales Bezahlen

«Digitale Zahlungen nehmen weiter zu, wenn auch langsamer», stellt
die EZB fest. Ein Treiber sei der rege Online-Handel. Zahlungen im
Internet, die überwiegend per Karte abgewickelt werden, machen gut
ein Fünftel (21 Prozent) aller Zahlungen und gut ein Drittel (36
Prozent) des Gesamtwertes aus. In beiden Betrachtungen ging es seit
der Untersuchung 2022 nach oben.

Eine Mehrheit der Verbraucher im Euroraum (62 Prozent) hält es
gleichwohl für wichtig, dass Bargeld als Zahlungsmöglichkeit erhalten
bleibt. EZB-Direktoriumsmitglied Piero Cipollone bekräftigt: «Wir
sind bestrebt, sichere, effiziente und integrative
Zahlungsmöglichkeiten zu gewährleisten. Indem wir sowohl Bargeld als
auch die Entwicklung eines digitalen Euro unterstützen, wollen wir
sicherstellen, dass die Menschen jetzt und in Zukunft immer mit
öffentlichem Geld bezahlen können.»