Selenskyj: Partner sollten Putin nicht überschätzen

19.12.2024 16:45

Die Ukraine und Russland - das ist ein wenig wie David gegen Goliath.
Der ukrainische Staatschef sagt, Putins vermeintliche Stärke beruhe
auf seinen Atomdrohungen.

Brüssel (dpa) - Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat
seine westlichen Partner aufgefordert, Russland und Kremlchef
Wladimir Putin nicht zu überschätzen. «Wir sehen seine Schwächen»
,
sagte Selenskyj in Brüssel vor Journalisten. «Er ist nur stark, weil
er über Atomwaffen spricht, weil er viele Raketen verschießt.»

Gleichzeitig habe Putin alle seine kampffähigen Truppen in der
Ukraine stehen, wo er nur langsam vorankomme. Dies offenzulegen, sei
ein Grund für die ukrainische Sommer-Offensive im russischen Gebiet
Kursk gewesen, sagte Selenskyj. «Wir wollten zeigen, dass seine
gesamte Armee auf unserem Territorium steht, und dass alles, was
übrig ist, nicht stark ist.»

Ukrainische Truppen hatten im August den Krieg erstmals zurück nach
Russland getragen. Von dem damals rasch eroberten Gebiet ist
mittlerweile etwa die Hälfte wieder verloren gegangen. Die russische
Gegenoffensive hat aber Schwierigkeiten; Moskau greift auf
nordkoreanische Soldaten zurück.

Kritik an makabrem Vorschlag zu Raketen-Test

Der ukrainische Präsident nahm in Brüssel am EU-Gipfel teil. Von dort
kommentierte er Putins makabren Vorschlag eines Tests seiner neuen
Mittelstreckenrakete Oreschnik gegen westliche Flugabwehr. Der
Kremlchef hatte in Moskau gesagt, Russland könne damit ein genau
bezeichnetes Ziel in Kiew angreifen, und die Rakete werde sich nicht
abfangen lassen. «Glauben sie, dass ein vernünftiger Mensch so etwas
sagen würde?», fragte Selenskyj. «Das ist ein Unmensch.»