Nato will Militärpräsenz in Ostsee verstärken

27.12.2024 14:31

In Estland und Finnland wird die Weihnachtsruhe durch Schäden an
einem Kabel in der Ostsee gestört. Nato-Generalsekretär Rutte kündigt

eine Maßnahme an. Auch Estland und Finnland reagieren.

Tallinn (dpa) - Nach dem Ausfall des Unterseekabels Estlink 2 will
die Nato mehr Präsenz in der Ostsee zeigen. Dies kündigte der
Generalsekretär der Militärallianz, Mark Rutte, nach einem Gespräch
mit dem finnischen Präsidenten Alexander Stubb an. Ein Sprecher des
Bündnisses sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Nato unterstütze
Estland und Finnland uneingeschränkt bei der Untersuchung möglicher
Sabotageakte gegen Unterseekabel in der Ostsee. Weitere Details
wurden zunächst nicht genannt. Stubb sagte, sein Land und Estland
hätten die Nato gebeten, ihre Präsenz auszubauen. 

Estlink 2 zwischen Estland und Finnland war am Mittwoch unterbrochen
worden. Die finnischen Behörden vermuten Sabotage und setzten den
unter der Flagge der Cookinseln fahrenden Öltanker «Eagle S» fest.
Dessen Anker könnte den Schaden am Kabel verursacht haben. Das Schiff
soll der EU zufolge zur sogenannten russischen Schattenflotte gehören
- Tanker und andere Frachtschiffe, die Russland benutzt, um
Sanktionen etwa beim Öltransport zu umgehen. 

Die Reparatur der 170 Kilometer langen Verbindungsleitung könnte nach
ersten Schätzungen der Netzbetreiber mehrere Monate dauern. Größere
Auswirkungen für Verbraucher soll es nach Angaben von estnischen und
finnischen Behörden nicht geben. Estland will die Stromleitung
Estlink 1 nun mit Patrouillenschiffen überwachen. 

Über Weihnachten wurden zudem Störungen an Kommunikationskabeln in
der Ostsee bekannt. Drei davon verlaufen nach einem
Bericht des finnischen Rundfunksenders Yle zwischen Finnland und
Estland, eines zwischen Finnland und Deutschland. Untersuchungen zu
den Hintergründen laufen.

Ermittler untersuchen verdächtiges Schiff

Finnische Ermittler setzen derweil ihre Arbeit fort und wollen den
Meeresgrund untersuchen. Zudem würden Crewmitglieder der «Eagle S»
befragt, und es sei Material an Bord des Schiffs gesammelt worden,
teilte die Polizei mit. Der Zoll habe auch die Treibstoffladung des
Schiffs beschlagnahmt.

Man wolle keine voreiligen Schlüsse ziehen, sagte Stubb. Aber wenn
klar nachgewiesen werden könne, dass es sich um Sabotage handle und
ein staatlicher Akteur dahinterstecke, werde man das definitiv
zuordnen.

Notfalls auch mit militärischen Mitteln schützen

«Natürlich muss die Untersuchung alle Einzelheiten des Bruchs des
Estlink 2-Kabels und der Kommunikationskabel aufdecken. Aber unsere
Aufgabe ist es, sofort eine klare Botschaft zu senden, dass wir
bereit sind, die Verbindungen zwischen Estland und Finnland, wenn
nötig, auch mit militärischen Mitteln zu schützen», wurde Estlands

Verteidigungsminister Hanno Pevkur in einer Mitteilung zitiert. 

In Estland, Finnland und anderen Ostsee-Anrainerstaaten herrscht
erhöhte Wachsamkeit und Alarmbereitschaft wegen möglicher
Sabotageakte, nachdem es zuletzt mehrfach zu Ausfällen und Störungen

von Stromkabeln, Gaspipelines und Telekommunikationsverbindungen
gekommen war.