EZB-Linie lässt Sparzinsen weiter sinken

28.12.2024 11:38

Viele Menschen in Deutschland setzen auf Festgeld oder parken Geld
auf dem Tagesgeldkonto. Zwischenzeitlich war das sogar recht
lukrativ. Doch der aktuelle Kurs der EZB ist ungünstig für Sparer.

Frankfurt/Main (dpa) - Die Sparzinsen in Deutschland sind im Schnitt
wieder deutlich gesunken - und der Zinskurs der Europäischen
Zentralbank lässt einen weiteren Rückgang erwarten. «Die Talsohle
rückt näher, ist aber noch nicht ganz erreicht», sagt der
Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH, Oliver Maier.

Aktuell bringen bundesweit verfügbare Festgeldangebote mit zwei
Jahren Laufzeit der Übersicht des Vergleichsportals Verivox zufolge
durchschnittlich 2,27 Prozent Zinsen (Stand 27.12.2024). Auf dem
Höhepunkt im November 2023 waren es im Schnitt 3,39 Prozent. Seitdem
ging es stetig nach unten.

Verivox wertet regelmäßig Konditionen für eine Anlagesumme von 10.000

Euro aus. Informationen zur Verzinsung von Sparanlagen bietet zum
Beispiel auch das Verbraucherportal Biallo.de.

Weitere Zinssenkungen wahrscheinlich

Nach dem stärksten Zinsanstieg der vergangenen 25 Jahre hat die
Europäische Zentralbank (EZB) inzwischen die Leitzinsen im Euroraum
wieder gesenkt. Den Einlagenzins, den Banken für geparkte Gelder
erhalten, verringerte die Notenbank in vier Schritten vom
Rekordniveau von 4,0 Prozent auf 3,0 Prozent. An diesem Zins
orientieren sich Banken bei ihren Angeboten für Sparer.

Volkswirte erwarten, dass die EZB die Leitzinsen 2025 weiter absenken
wird. Denn die Inflationswelle, die die Notenbank mit höheren Zinsen
bekämpft hat, ist vorbei und niedrigere Zinsen helfen der
schwächelnden Konjunktur. «Wenn die eingehenden Daten weiterhin
unsere Grundlinie bestätigen, ist die Richtung klar. Wir gehen davon
aus, dass wir die Zinssätze weiter senken werden», sagte
EZB-Präsidentin Christine Lagarde Mitte Dezember.

Viele Tagesgeldkonten bringen gar nichts ein

Bei Tagesgeldangeboten hat die Zinswende nach unten nach
Verivox-Beobachtung etwas später eingesetzt als beim Festgeld. Bis
März 2024 seien die Tagesgeldzinsen gestiegen und hätten sich dann
für einige Monate auf einem Durchschnittsniveau von etwa 1,75 Prozent
gehalten. Doch seit der ersten Leitzinssenkung im Juni gehe es auch
bei den Zinsen für täglich fällige Einlagen kontinuierlich abwärts.

Aktuell bringen bundesweit verfügbare Tagesgeldangebote Verivox
zufolge im Marktdurchschnitt 1,60 Prozent.

Viele Banken und Sparkassen liegen sogar noch darunter, bei einem
Viertel der etwa 800 analysierten Institute wird Tagesgeld gerade
einmal mit 0,25 Prozent verzinst - oder noch darunter.

«An vielen Sparerinnen und Sparern ist die Zins-Rallye komplett
vorbeigelaufen», stellt Maier fest. «Wer bei der Hausbank bislang
kaum Zinsen bekommt, kann angesichts der aktuellen Marktlage auch in
Zukunft kaum noch mit größeren Sprüngen rechnen.» Wer auf Tages- un
d
Festgeld setzt, hat da nur die Möglichkeit, sich bei einer anderen
Bank lukrativere Angebote zu suchen.