Nach Flugzugabsturz: Kremlchef Putin entschuldigt sich
28.12.2024 14:39
Nach dem Absturz eines aserbaidschanischen Flugzeugs sah sich Moskau
Schuldvorwürfen ausgesetzt. Nun ruft Kremlchef Putin seinen
aserbaidschanischen Kollegen an - mit einer Erklärung.
Moskau (dpa) - Nach dem Absturz der Passagiermaschine in Kasachstan
mit 38 Toten hat sich Kremlchef Wladimir Putin bei dem
aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Aliyev für den Vorfall
entschuldigt. «Wladimir Putin entschuldigte sich dafür, dass sich der
tragische Vorfall im russischen Luftraum ereignete», teilte der Kreml
in Moskau nach einem Telefonat der beiden mit.
Demnach erklärte Putin auch, dass zu dem Zeitpunkt die russische
Flugabwehr im Einsatz gegen ukrainische Drohnenangriffe war. Dass die
Flugabwehr das Flugzeug mit einer Rakete getroffen habe, sagte Putin
in dieser Deutlichkeit allerdings nicht.
Putin «sprach den Familien der Opfer erneut sein tiefes und
aufrichtiges Beileid aus und wünschte den Verletzten eine baldige
Genesung», teilte der Kreml weiter mit. In dem Gespräch sei
festgestellt worden, dass das aserbaidschanische Passagierflugzeug
wiederholt versuchte, auf dem Flughafen von Grosny zu landen.
«Gleichzeitig wurden Grosny, Mosdok und Wladikawkas von ukrainischen
Kampfdrohnen angegriffen, wobei die russische Luftabwehr diese
Angriffe abwehrte», teilte der Kreml mit.
Auch Selenskyj spricht mit Aliyev
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj schrieb seinerseits auf
der Plattform X, er habe ebenfalls mit Aliyev gesprochen und sein
Beileid ausgedrückt. Russland müsse Erklärungen geben und damit
aufhören, Desinformationen zu verbreiten. Fotos und Videos zeigten
eindeutig den Schaden am Flugzeugrumpf, der stark darauf hindeute,
dass die Maschine von einer Flugabwehrrakete getroffen worden sei.
In der Mitteilung des Kreml hieß es, russische Ermittler hätten ein
Verfahren wegen Verstoßes gegen die Regeln für die Sicherheit des
Flugverkehrs eingeleitet. «Die ersten Ermittlungsmaßnahmen sind im
Gange, und es werden zivile und militärische Spezialisten befragt.»
Ermittler aus Aserbaidschan in Russland
Zudem seien zwei Mitarbeiter der aserbaidschanischen
Generalstaatsanwaltschaft in Grosny, wo sie mit Vertretern der
russischen Seite zusammenarbeiteten. Auch an der Absturzstelle in der
Nähe von Aktau gingen die Arbeiten weiter der Ermittler aus Russland,
Aserbaidschan und Kasachstan weiter, hieß es.
EU-Chefdiplomatin Kaja Kallas forderte etwa zeitgleich mit den
Äußerungen aus Moskau eine rasche, unabhängige internationale
Untersuchung. Berichte, dass russisches Feuer das Flugzeug der
Azerbaijan Airlines verursacht haben könnte, erinnerten stark an den
Flug MH17, schrieb die EU-Außenbeauftragte auf der Plattform X. Die
Boeing der Malaysia Airlines wurde am 17. Juli 2014 über dem
Donbass-Gebiet von einer russischen Luftabwehrrakete abgeschossen.
Alle 298 Menschen an Bord starben.
Die aserbaidschanische Regierung hatte zuvor erstmals öffentlich von
einem Waffeneinsatz gegen das in Kasachstan abgestürzte
Passagierflugzeug gesprochen. Schäden am Wrack und Zeugenaussagen
legten nahe, dass das Flugzeug von außen beschädigt worden sei. Dies
sei über dem ursprünglichen Zielflughafen Grosny in Russland
geschehen.
Die Maschine der Fluggesellschaft Azerbaijan Airlines mit 67 Menschen
an Bord flog trotz ihrer Schäden über das Kaspische Meer. Bei der
versuchten Landung in Aktau in Kasachstan stürzte sie ab.