EU warnt vor russischer Schattenflotte - Schleifspur am Meeresboden

30.12.2024 08:26

Vergangene Woche wurde ein Unterwasserkabel vor Finnland beschädigt.
Der Verdacht fiel auf Russland. Die EU-Chefdiplomatin fordert nun
Konsequenzen.

Brüssel (dpa) - Nach der möglichen Sabotage an einem
Unterwasserstromkabel vor Finnland warnt die Europäische Union vor
Russlands sogenannter Schattenflotte. Die EU-Außenbeauftragte Kaja
Kallas sagte der «Welt», die EU werde jetzt «stärkere Maßnahmen
ergreifen, um den Risiken, die von diesen Schiffen ausgehen,
entgegenzuwirken». Russlands Schattenflotte bedrohe die Umwelt und
fülle Russlands Kriegskasse. Jetzt stünden diese Schiffe auch unter
dem Verdacht, Sabotageakte durchzuführen.

Finnische Ermittler hatten den Öltanker «Eagle S» festgesetzt,
nachdem am Mittwoch die 170 Kilometer lange Stromverbindung Estlink 2
nach Estland unterbrochen worden war. Die finnischen Behörden
vermuten Sabotage. 

Die Ermittler stellten nun eine sehr lange verdächtige Schleifspur am
Meeresboden fest. «Die Spur ist Dutzende Kilometer lang», erklärte
Ermittler Sami Paila. Es steht der Verdacht im Raum, dass der
festgesetzte Öltanker seinen Anker am Boden hinter sich her gezogen
hat, um die Stromverbindung zu beschädigen. 

Die EU-Chefdiplomatin und ehemalige Ministerpräsidentin Estlands
sagte weiter, Sabotage in Europa habe zugenommen, seitdem Russland
seinen Krieg gegen die Ukraine begonnen habe. «Die jüngsten
Sabotageversuche in der Ostsee sind keine Einzelfälle. Sie sind
vielmehr Teil eines Musters von absichtlichen und koordinierten
Aktionen, um unsere Digital- und Energieinfrastruktur zu
beschädigen.»

Am Samstag hatte bereits Bundesaußenministerin Annalena Baerbock vor
der russischen Schattenflotte gewarnt und weitere EU-Sanktionen
gefordert. Es gelte, kritische Infrastruktur noch stärker zu
schützen. Fast im Monatsrhythmus beschädigten Schiffe derzeit
wichtige Unterseekabel in der Ostsee.

Das Schiff «Eagle S» fährt unter der Flagge der Cookinseln. Zur
russischen Schattenflotte werden Schiffe gezählt, die Russland
inoffiziell benutzt, um Sanktionen zu umgehen - zum Beispiel beim
Öltransport.