Keine Kontrollen mehr an Rumäniens und Bulgariens Grenzen

01.01.2025 12:35

Reisende mit dem Auto oder Zug mussten bisher an der Grenze zu
Bulgarien und Rumänien ihren Ausweis vorzeigen. Das hat sich mit dem
Jahreswechsel geändert.

Sofia/Bukarest (dpa) - Fast zwei Jahrzehnte nach ihrem EU-Beitritt
sind Bulgarien und Rumänien nun auch Vollmitglieder des
grenzkontrollfreien Schengen-Raums. Mit dem Jahreswechsel wurden die
Kontrollen an den Landgrenzen eingestellt, nachdem diese bereits am
31. März 2024 für die Seegrenzen und Flughäfen aufgehoben worden
waren. Beide Länder waren am 1. Januar 2007 Mitglieder der
Europäischen Union (EU) geworden.

Bulgariens amtierender Regierungschef Dimitar Glawtschew würdigte den
Schritt in Kulata an der Grenze zu Griechenland als «historisches
Ereignis». Feierliche Akte mit Hochziehen der Schlagbäume fanden in
der Silvesternacht am rumänisch-bulgarischen Grenzübergang
Giurgiu-Russe mit den jeweiligen Leitern der Innenressorts sowie am
rumänisch-ungarischen Autobahngrenzübergang Nadlac-Csanadpalota mit
ranghohen Polizeibeamten statt. 

Reisende per Auto und Bahn zwischen Rumänien und Ungarn müssen an den
17 bisherigen offiziellen Übergängen keine Dokumente mehr vorzeigen.
Auch an den bisherigen sechs Grenzübergängen an der
bulgarisch-griechischen Grenze entfallen die Kontrollen. Zwischen
Bulgarien und Rumänien gab es insgesamt 14 offizielle Grenzübergänge,

davon zwei auf Brücken über den Grenzstrom Donau und sieben per
Fähre. Auf rumänischer Seite solle es nur noch stichprobenartige
unangekündigte Kontrollen geben, auf einem 30 Kilometer breiten
Gebiet an den Grenzen, teilte das Innenministerium in Bukarest mit,
wie Medien berichteten. 

Die fehlende Vollmitgliedschaft im Schengen-Raum habe Bulgarien
bisher jährlich über 834 Millionen Euro gekostet, berichtete der
Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EESC) in Brüssel, ein
Beratungsgremium der EU. Rumänien habe dadurch jährlich 2,32
Milliarden Euro an Einnahmen verloren, hieß es weiter vom EESC. Für
die Transportunternehmen Rumäniens hätten sich die Einbußen aufgrund

von Verzögerungen an den Landesgrenzen auf weitere 90 Millionen Euro
pro Jahr belaufen. Rumänien ist doppelt so groß wie Bulgarien und hat
dreimal mehr Einwohner.

Mit Rumänien und Bulgarien gehören insgesamt 29 Länder zum
Schengen-Raum, darunter EU-Staaten wie Deutschland und Frankreich,
aber auch Nicht-EU-Länder wie die Schweiz, Norwegen, Island und
Liechtenstein. Zuletzt hatten allerdings viele Regierungen - auch die
deutsche - im Kampf gegen irreguläre Migration wieder Grenzkontrollen
eingeführt.

Neue Mitglieder können nur einstimmig im Schengen-Raum aufgenommen
werden. Rumänien und Bulgarien hatten seit 2011 auf den Beschluss
gewartet. Zuletzt hatte nur noch Österreich die Abschaffung der
Kontrollen an den Landgrenzen beider Länder blockiert, im Dezember
2024 aber den Widerstand aufgegeben. Wien hatte sein Veto damit
begründet, dass über die beiden Länder weiter zahlreiche Migranten
ins Land kommen könnten. 

Inzwischen aber sei der Außengrenzschutz verstärkt worden, hieß es
zuletzt. Ein Kontingent von 100 Grenzschützern aus Bulgarien,
Rumänien, Ungarn und Österreich soll an die bulgarisch-türkische
EU-Außengrenze entsandt werden.