Ukrainischer Minister: Gastransitstopp historisch
01.01.2025 11:39
Der Transit von russischem Gas durch die Ukraine ist erstmals
komplett eingestellt. Kiew leitete die Energie lange trotz Moskaus
Angriffskrieg weiter in die EU durch. Nun endet eine Ära.
Kiew/Moskau (dpa) - Der ukrainische Energieminister Herman
Haluschtschenko hat den Transitstopp für russisches Gas durch das
kriegsgeplagte Land als «historisches Ereignis» bezeichnet. «Russland
verliert Märkte, es wird unter den finanziellen Verlusten leiden»,
teilte der Minister mit. Die Ukraine hatte den Vertrag von 2019, der
am Morgen auslief, nicht mehr verlängert. Ziel ist es, so Russland
Einnahmen aus dem Gasverkauf zur Finanzierung seines Angriffskrieges
gegen die Ukraine zu entziehen.
Der russische Staatskonzern Gazprom bestätigte am Morgen, die
Pumpstation für die Ukraine nicht mehr zu befüllen. Der Energieriese
nutzt andere Wege, um weiter Geld zu verdienen.
Die Ukraine hatte jahrelang mit dem bisher gültigen Vertrag auch
Milliarden an Durchleitungsgebühren kassiert. Energieminister
Haluschtschenko teilte mit, dass das Gasdurchleitungsnetz zuletzt auf
den Lieferstopp eingestellt worden sei - mit Hilfe der EU, die sich
für einen Abschied von russischem Gas entschieden habe.
EU-Mitglied Slowakei hatte gegen den Schritt protestiert. Der
linkspopulistische Regierungschef Robert Fico, der sich im Dezember
mit Kremlchef Wladimir Putin in Moskau getroffen hatte, drohte im
Gegenzug, Stromlieferungen in die Ukraine einzustellen.
Russisches Gas erreicht weiter die EU
Auch nach dem Lieferstopp erreicht russisches Gas weiter die EU über
andere Wege, darunter über die im Schwarzen Meer verlegten
Gasleitungen TurkStream und Blue Stream. TurkStream etwa versorgt
nicht nur die Türkei, sondern auch den Süden und Südosten Europas.
Russische Energieexperten hatten zuletzt erklärt, dass Gazprom seine
Lieferungen über die Leitungen pro Jahr um vier bis sechs Milliarden
Kubikmeter hochfahren könne. Auch jetzt verdient Russland weiter
Milliarden mit seinen Gasexporten in einzelne EU-Staaten, darunter
auch Ungarn. Zuletzt fuhr Moskau vor allem seine Exporte nach China
hoch.