EU-Abgeordneter tritt gegen Gelbhaar für Direktmandat an
04.01.2025 15:06
Der Kreisverband Pankow fordert Stefan Gelbhaar dazu auf, auf eine
Kandidatur für die Bundestagswahl zu verzichten. Der denkt jedoch
nicht daran - und bekommt nun Konkurrenz aus Brüssel.
Berlin (dpa) - Der wegen Vorwürfen sexueller Belästigung unter Druck
stehende Grünen-Bundestagsabgeordnete Stefan Gelbhaar bekommt bei der
Wahl des Direktkandidaten in Berlin-Pankow für die Bundestagswahl
prominente Konkurrenz. Der Europaabgeordnete Sergey Lagodinsky
reichte ebenfalls seine Bewerbung ein, wie aus der Tagesordnung der
Wahlversammlung hervorgeht.
Man habe in Pankow eine besondere Situation, sagte Lagodinsky mit
Blick auf die Vorwürfe gegen Gelbhaar der Deutschen Presse-Agentur.
Dies sei auch ein Grund für seine Kandidatur. Er wolle dafür sorgen,
«dass wir den Kreisverband einen und stark positionieren in Richtung
Wahlkampf». Der 49-Jährige sitzt seit 2019 für die Grünen im
Europaparlament.
Der Vorstand des Kreisverbands hatte Gelbhaar, der die Vorwürfe als
«frei erfunden» zurückgewiesen hat, dazu aufgefordert, auf eine
Kandidatur für die Bundestagswahl zu verzichten. Dieser wiederum
reichte dennoch seine Kandidatur ein.
Insgesamt kandidieren bislang vier Männer
Gelbhaar selbst hatte an Silvester auf seiner Website ausführlich
Stellung bezogen. «Die Vorwürfe sind gelogen», erklärte er. Bei dem
Vorgang müsse es sich «um eine in Teilen geplante Aktion» handeln mit
dem Ziel, ihn massiv zu diskreditieren. Dem RBB haben nach Angaben
des Senders mehrere Frauen zum Teil anonym, zum Teil eidesstattlich
versichert, von Gelbhaar belästigt worden zu sein. Über die Vorwürfe
hatten auch andere Medien berichtet.
Der Kreisverband will bei einer erneuten Wahlversammlung am Mittwoch
(8. Januar) über die Direktkandidatur abstimmen lassen. Bei einer
früheren Wahlversammlung Mitte November war Gelbhaar mit 98,4 Prozent
der Stimmen zum Direktkandidaten für Pankow gewählt worden.
Seine Kandidatur für einen Platz auf der Landesliste hatte Gelbhaar
Mitte Dezember kurzfristig zurückgezogen und das mit Vorwürfen gegen
ihn begründet, damals ohne dabei konkreter zu werden.
Neben Gelbhaar und Lagodinsky haben bislang die Grünen-Mitglieder
Yüksel Calis und Paul Eschenhagen Bewerbungen eingereicht. Weitere
Kandidaten haben noch bis Mittwochabend Zeit.