Trump stellt Treffen mit Putin nach Vereidigung in Aussicht

08.01.2025 04:30

Trump rühmt sich immer wieder der guten Kontakte zu Putin. Nun stellt
er ein Treffen mit dem Kremlchef in Aussicht - nach seiner
Vereidigung.

Palm Beach/Kiew (dpa) - Der designierte US-Präsident Donald Trump
stellt ein baldiges Gespräch mit Kremlchef Wladimir Putin zur
Beendigung des russischen Angriffskriegs in der Ukraine in Aussicht.
Ein Treffen könnte nach seiner Amtseinführung am 20. Januar
stattfinden, sagte der Republikaner bei einer Pressekonferenz in
seinem Anwesen Mar-a-Lago in Florida auf die Frage eines
Journalisten, wann er mit einem Treffen rechne, um die Lage in der
Ukraine zu besprechen. Den genauen Termin könne er nicht sagen. «Aber
ich weiß, dass Putin sich gerne treffen würde.» 

Trump äußerte zudem die Hoffnung, dass der Krieg innerhalb eines
halben Jahres beendet sein werde. «Ich hoffe, lange bevor sechs
Monate rum sind», sagte er. Trump brüstet sich regelmäßig mit seine
n
guten Kontakten zu Putin. Im Präsidentschaftswahlkampf hatte er
wiederholt behauptet, er könne den Ukraine-Krieg binnen 24 Stunden
beenden, möglichst noch vor seinem Amtsantritt. Wie, das verriet er
nicht. 

In der Ukraine ist die Angst groß, dass Trump nach seiner Vereidigung
die US-Militärhilfe für das von Russland angegriffene Land drastisch
zurückfahren und Kiew so eine Niederlage bescheren könnte. Noch sind
die USA der wichtigste Unterstützer und größte Waffenlieferant der
Ukraine. Auch in vielen EU-Staaten wird befürchtet, dass Trump eine
unausgewogene Regelung für eine Waffenruhe durchsetzen könnte, die
Russland und Putin faktisch als Sieger des Angriffskriegs dastehen
lassen könnte.

Selenskyj drängt auf Fortschritte bei EU-Beitrittsgesprächen

Derweil drängte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erneut
auf stärkere Fortschritte bei den Beitrittsgesprächen zur
Europäischen Union gedrängt. «Dieses Jahr sollte bei den
Verhandlungen über den Beitritt der Ukraine zur EU so ergebnisreich
sein, wie es die Ukraine und damit die Sicherheit unseres gesamten
Europas braucht.», sagte der Staatschef in seiner abendlichen
Videoansprache. Als günstigen Umstand sieht er den EU-Ratsvorsitz von
in ersten Halbjahr Polen und dann im zweiten Dänemark an. Beide
Staaten seien «verantwortungsvolle Partner». Kiew werde alles
Notwendige für die richtigen Schritte tun. 

Schwere Situation im Frontabschnitt Lyman

Unbestätigten Berichten zufolge verschlechtert sich die Lage für die
ukrainischen Truppen im Donezker Gebiet weiter. Im Frontabschnitt
Lyman sollen russische Einheiten die Frontlinie beim Dorf Iwaniwka
durchbrochen haben und auf das Dorf Kolodjasi vorrücken. Der
ukrainische Generalstab schrieb in seinem Bericht am Dienstag von
einer Intensivierung der Kämpfe in diesem Gebiet. Russische Angriffe
bei Iwaniwka wurden dabei bestätigt. Jedoch seien die Attacken zum
großen Teil abgewehrt worden.

Ukrainische Militärexperten: Kleinstadt von Russen eingenommen

Der regierungsnahe ukrainische Militärkanal Deep State bestätigte
derweil die Einnahme der strategisch wichtigen Kleinstadt Kurachowe
im Osten des angegriffenen Landes durch russische Truppen. Fast die
gesamte Stadt im Gebiet Donezk sei von russischen Streitkräften
besetzt, was ihnen die Möglichkeit biete, nach Westen vorzustoßen,
schrieben die Militärexperten auf Telegram. Am Montag hatte bereits
das russische Verteidigungsministerium mitgeteilt, die Stadt
eingenommen zu haben. Von ukrainischer Seite hatte es dazu keine
Bestätigung gegeben.

Die Kämpfe um Kurachowe dauerten rund zwei Monate. Von den einst
18.000 Einwohnern blieb nur ein Bruchteil zurück. Ein Großteil des
Ortes ist nach den schweren Kämpfen nur noch ein Trümmerhaufen.
Moskaus Verluste gelten als hoch.

Nur noch wenige Tausend Einwohner in Pokrowsk

In der von einer russischen Eroberung bedrohten ostukrainischen
Bergarbeiterstadt Pokrowsk im Donezker Gebiet ist nur noch ein
Bruchteil der ursprünglich über 60.000 Einwohner verblieben. Nach
Angaben der städtischen Militärverwaltung sind nur noch etwas mehr
als 7.000 Menschen in der Stadt. Eine Versorgung mit Trink- und
Brauchwasser und Dienste wie die Müllabfuhr können in Anbetracht der
Sicherheitslage nur noch in wenigen Teilen der Gemeinde
bereitgestellt werden. 

Russische Truppen haben sich von Süden und Südwesten Pokrowsk selbst
auf wenige Kilometer genähert. Militärbeobachter gehen vom Versuch
einer Umgehung der um die Stadt ausgebauten ukrainischen
Verteidigungspositionen aus. Bei Pokrowsk droht auch das letzte
ukrainische Kohlebergwerk für die zur Stahlherstellung wichtige
Koksproduktion unter russische Kontrolle geraten.

Über elf Millionen Anträge auf Winterhilfe

Bei der ukrainischen Regierung gingen mehr als elf Millionen Anträge
auf die Zahlung von 1.000 Hrywnja Winterhilfe ein. «Über acht
Millionen Ukrainer haben diese bereits erhalten», schrieb
Regierungschef Denys Schmyhal bei Telegram. Die Winterhilfe von
umgerechnet etwas mehr als 22 Euro können nur Ukrainer im Land
beantragen. Die Regierung geht davon aus, dass im nicht russisch
kontrollierten Teil des Landes nur noch etwa 32 Millionen Einwohner
leben.

Schmyhal kündigte zudem eine steuerfreie Zahlung von monatlich 1.000
Hrywnja an alle Lehrer an. Ab September soll diese Summe verdoppelt
werden. Im Januar sollen Binnenvertriebene zudem Mietzuschüsse
bekommen. Die Vorsitzende der Präsidentenpartei Diener des Volkes,
Olena Schuljak, bezifferte deren Zahl zuletzt auf gut vier
Millionen. 

Die Regierung war zuletzt in die Kritik geraten, weil sie
Binnenflüchtlingen kaum Unterstützung gewährt, wodurch unbestätigte
n
Berichten nach bereits mehrere Zehntausend wieder in von Russland
besetzten Regionen zurückkehrten, in denen sie zumindest ein Dach
über dem Kopf haben.

Gut die Hälfte des ukrainischen Staatshaushalts wird durch vor allem
Kredite aus dem Ausland finanziert. Im vergangenen Jahr beliefen sich
diese Hilfen nach Angaben des ukrainischen Finanzministeriums auf
umgerechnet mehr als 41 Milliarden Euro. Den Statistiken des
Internationalen Währungsfonds zufolge war der osteuropäische Staat
nach dem Pro-Kopf-Einkommen bereits vor dem russischen Einmarsch das
ärmste Land Europas.

Die Ukraine wehrt mit westlicher Hilfe seit fast drei Jahren die
russische Invasion ab.